unliebsame wirklichkeiten

"das schicksal des menschen ist der mensch." (bertolt brecht)

"religion ist eine beleidigung der menschenwürde. ohne sie würden gute menschen gutes tun und böse menschen böses. aber damit gute menschen böses tun, dafür bedarf es der religion." (steven weinberg)

 

"religion gilt dem gemeinen manne als wahr, dem weisen als falsch und dem herrschenden als nützlich." (seneca)

nach zweieinhalb jahrtausenden nachweisbarer geistesgeschichte und philosophie, naturwissenschaft und forschung, rationalität und erkenntnis, logik und empirischer wissensaneignung, aufklärung und analytischer kritik, emanzipation und erhebung des menschengeistes aus den magischen und mythischen bindungen zur autonomen selbstbestimmung sind wir leider gezwungen festzustellen, daß der irrationalismus - begünstigt durch unselige, fehlgeleitete politische, ökonomische und demographische entwicklungen - gesellschaftspolitisch sein gorgonenhaupt machtvoll erhebt und die vertreter des vernunftbegabten menschengeschlechtes in die schranken fordert. dieser gegner muß erkannt, genannt, niedergekämpft und gebannt werden, wo immer er sich mit antiwissenschaftlichem oder gar politischem anspruch zeigt. daß im jahre 2010 nach der zeitenwende eine neuerliche fundamentale auseinandersetzung der vernunftbegabten menschheit, des animal rationale mit den krudesten, bereits für obsolet erklärten irrationalismen politisch notwendig wird, kann nur als geisteshistorisches skandalon bezeichnet werden und demonstriert eindringlich die notwendigkeit einer permanenten ausweitung von bildung und wissenschaft im dienste eines zukünftigen rationalen machtstaates planetaren ausmaßes und universalen anspruches.

 

es sei darauf aufmerksam gemacht, daß die folgenden, apodiktisch konnotierten thesen nicht dem geisteswissenschaftlichen ziele einer fortzeugenden analytischen kritik und religionsphilosophischen hermeneutik dienen sollen, sondern in ihrer kategorischen behauptung, anwendung und konsequenz einen rein funktionalen politischen charakter im dienste des zu errichtenden revolutionären weltstaates und seines imperialen anspruchs aufweisen.

1. der mensch bedarf der ständigen vergegenwärtigung, daß "wir tiere einer species sind, die sich im laufe ihrer entwicklung selbst erfindet" und ihre zukunft nur gewinnt, wenn sie die suche nach der ewigkeit aufgibt (richard rorty).

 

1a. es ist kein übergeordneter sinn oder metaphysische sinnhaftigkeit der existenz des menschentieres außerhalb der lebenszusammenhänge und deren sachzwänge; es ist kein eigenständiges sinnstiftendes transzendentes, keine sinngebung außerhalb der reflexion des subjekts auf seine lebenswelt und auf die entwicklung des menschengeschlechts; dh. sinn kann sich dem menschen nur in reflexion auf seine individuelle lebenssituation und auf die kollektiven erfordernisse der gesellschaft erschließen als ein medium, welches mögliches aktualisiert und somit als form, d.h. soziales system zur wirklichkeit bringt (luhmann).

 

2. es ist kein gott, noch götter, noch übernatürliche wesenheiten, kein apriorisches, kein transzendentes. nichts dergleichen existiert, nichts dergleichen kann unmittelbare oder mittelbare wirkung entfalten, willentlich handeln oder die geschicke des menschen beeinflussen, leiten, ins positive oder negative wenden, ihn beschützen oder verdammen, ihn erheben oder erniedrigen - solches vermag einzig der mensch gemäß den möglichkeiten und bedingungen seiner umwelt und seiner selbst.

alle behauptung der existenz einer schöpferkraft endet unweigerlich in einem circulus vitiosus, seine eigenschaften und personalität tragen das stigma anthropomorpher projektionen. sämtliche deduktionen aus einem apriorischen oder transzendenten sind unhaltbar und hinfällig.

 

3. alle religion ist irrationaler unsinn: die schrecklichste selbstentmündigung und selbsterniedrigung des menschen ist sein apodiktisch-naives "ich glaube", seine schamloseste lüge die proklamation einer "glaubenswahrheit". jeglichem religionsbedürfnis und aller religionsentwicklung liegen ängste und psychische unzulänglichkeiten des menschen sowie in ihrer institutionalisierten form machtpolitische zielsetzungen zugrunde. alle religion ist infantil-illusionär und entspringt den anthropomorphen narzisstisch-kompensatorischen wunschprojektionen (xenophanes; feuerbach) ohnmächtiger und minderbemittelter individuen. auch in ihren abstrakteren ausprägungen verläßt sie nicht die sphäre der magie und des mythos, dh. des betrugs am vernunftbegabten menschen; als massenphänomen und in massenausübung kann sie nur als eine kollektive und "universelle zwangsneurose" (freud) bezeichnet werden.

es ist weder erlösung noch verdammnis, weder seelenheil noch höllenfahrt, weder engels- noch dämonenexistenz, weder geister- noch wundertätigkeit.

3a. der religiöse glaube und das persönliche religiöse empfinden bleiben irrational, subjektiv und bar jeglicher verallgemeinerbarkeit, generalisierbarkeit und objektivierbarkeit, womit sie zu keinerlei rechtfertigung individuellen oder kollektiven denkens und handelns herangezogen werden können. es gibt keine rechtfertigung durch glauben, offenbarung, eingebung, empfinden. alle individuelle religiosität ist freiwillige, anerzogene oder aufoktroyierte unterwerfung unter ein fremdbestimmendes.

 

3b. glaubensinhalte und glaubensgebote sind abstruse phantastereien; selbst wo solche in bestimmten historischen zusammenhängen erwachsen sind und einst gesellschaftspolitischen und geistesgeschichtlichen fortschritt verantworteten, sind sie mit dem heutigen stand der erkenntnis und der wissenschaft nicht mehr kompatibel und für die weiterentwicklung der menschlichen gesellschaft irrelevant.

 

3c. unwissenheit, angst, verdrängung, triebsublimierung und existentielle bedrohung waren und sind der nährboden jener psycho- und sozialpathologien, welche wir religion nennen. ihr ergebnis sind gesellschaftliche entfremdung, persönliche deformation, arroganz und hass, intoleranz und verfolgungszwang, eiferertum und nötigung, lüge und betrug, ignoranz und heuchelei, unduldsamkeit, selbstgerechtigkeit und ressentiment, mord und völkermord.

4. völlig in die irre geht die ansicht, daß religiosität mit moralität gleichzusetzen oder gar voraussetzung moralischen handelns sei, bzw. um gesellschaftlicher moral willen entstanden sei. letzteres ist ideen- und geistesgeschichtlich falsch: die entstehung von religion hat weder moralischen noch ethischen grund, sondern dient der welterklärung und sinndeutung auf der historischen stufe menschlicher infantilität, d.h. religion war und ist ein sinngebungssystem unter rückgriff auf übermenschliche, übernatürliche und überweltliche phantasmen zwecks transzendent autorisierter orientierung und weltdeutung. religiöse moralsysteme sind folge irrationaler grundlegung und religionsideologien sind keine moralische notwendigkeit. moral als gesellschaftliche konvention kann außerhalb der irrationalismen unter rückgriff auf die freiheit des autonomen willens und seine selbstprüfung als letztbegründungsprinzip der philosophischen ethik entwickelt und auf ihre moralität hin überprüft werden.

 

4a. die gerne geäußerte auffassung, die religionen hätten zivilisatorisch gewirkt, den menschen moralisch entwickelt, sein wesen geglättet, sein leben verfeinert und friedfertiger gestaltet, ja gar zu friede und eintracht der menschlichen gesellschaften beigetragen ist auch unter historischer sicht nur bedingt verifizierbar: der religionskriege, anfeindungen, ausgrenzungen, verfolgungen und metzeleien im namen angeblicher transzendenter eingebungen ist kein ende - die religiösen eiferer waren und sind zu allen zeiten und an allen orten hetzer und unruhestifter; unduldsam, fanatisch, hysterisch und durchtrieben sind sie keine vorbilder, sondern heillose scharlatane und frechlinge sowie eine in friedenszeiten oft verkannte gefahr für staat und gesellschaft, so sie sich unter dem deckmantel zugestandener religiöser toleranz und bürgerlicher freiheitsrechte wider die rationalität des menschlichen denkens und die säkularität menschlicher gemeinschaft wenden.   

5. es ist kein geist und keine geistigkeit unabhängig von den physiologischen und neurochemischen bedingungen des zentralen nervensystems, des menschlichen gehirns. aller geist ist abhängig von den menschlichen verstandeskräften und dem menschlichen denkvermögen; jegliche die geschichte, wissenschaft, politik und gesellschaft reflektierende und bewegende geistigkeit ist produkt und ergebnis menschlichen denkens. alles religiöse empfinden ist ein biologisches phänomen, alle religion das "produkt kognitiver prozesse" (sam harris).

 

6. gleich die emotionen: auch sie unterliegen neuralen und hormonellen, d.h. neurochemischen bedingungen des menschlichen organismus und seines zentralen nervensystems.

7. es ist kein weltgeist als metaphysische größe hinter oder über dem weltgeschehen in eigenständiger dialektischer selbstbewegung unabhängig vom menschlichen bewußtsein und denken. einzig der mensch als individuum und erkenntnissubjekt ist produzent, träger und reflektierender des von ihm in der geschichtlichen entwicklung hervorgebrachten und geschaffenen. (siehe ausführungen in der rubrik "philosophie")

 

8. es ist kein schicksal, kein von gott oder den göttern verhängtes und von übergeordneter willkür abhängiges fatum, keine wunderstiftung oder gottesstrafe. ebenso ist kein karma, keine auf die zukunft gerichtete konditionierung, welche durch werke, verhalten und denken des menschen positiv oder negativ beeinflußt werden könnte. nichts dergleichen existiert unabhängig von der fehlgeleiteten menschlichen phantasie oder außerhalb der vom menschen zu verantwortenden unwissenheit und intellektuellen beschränkung.

9. es ist keine auserwähltheit noch verworfenheit, keine gnade noch prädestination durch ratschluß oder willkür transzendenter mächte, götter, buddhas, heiliger oder propheten - weder für individuen, noch für gruppen. dieses, so es proklamiert wird, kann lediglich als eine ideologisierung irrationalen unsinns zum zwecke spezifischer interessen bezeichnet werden.

 

10. es ist außerhalb der fehlgeleiteten menschlichen phantasie keinerlei objektive wirkkraft irgendeines okkulten, magischen, esoterischen, animistischen, spiritistischen oder gar irgendeine existenz eigenständiger metaebenen des geistig-seelischen hinter den phänomenen feststellbarer wirklichkeit, welche nur speziell eingeweihten und erleuchteten zugänglich wäre. menschliche anwandlungen solcher art sind individuellen geisteskrankheiten und rauschzuständen zuzuordnen oder als verantwortungslose und unter krimineller zielsetzung zustandegekommener insideronanien im streben nach macht über unbedarfte zu entlarven.

11. es ist kein leben nach dem tod. bereits der begriff eines "ewigen lebens" ist als contradictio in adjecto zu bezeichnen. es ist kein paradies und keine hölle, keine auferstehung oder ewige verdammnis, keine belohnung oder strafe, kein nirwana oder kreislauf des leidens. dem menschentiere ist lediglich ein leben gegeben: mit dem tode endet alles. aus dieser vernunftgeprägten einsicht abseits aller "erbärmlichen umarmungen des absurden" (sam harris) erwächst dem kämpfenden menschen die verpflichtung, seinen kampf unter den fortzeugenden prinzipien des menschengeschlechts bis zum letzten atemzug fortzusetzen und das seine zu fortschritt und wohlfahrt künftiger geschlechter beizusteuern. 

12. die angeblich göttlichen eingebungen und offenbarungen der propheten, apostel, stifter und eiferer können nur als armselige halluzinationen, lächerliche obszönitäten oder unverschämte betrügereien unter zusatz unerhörter krimineller energie zum zwecke der befriedigung moralischer überheblichkeiten und ressentiments sowie zum zwecke machtpolitischen mißbrauchs in form eines interessengesteuerten mittels sozialer, politischer und ökonomischer ausbeutung von unbedarften bezeichnet werden.

 

12a. die vielzahl "heiliger" schriften, religiöser dogmen und lehren, postulate und kommentare, gebote und glaubenssätze, exegesen und interpretationen, versprechungen und drohungen, behauptungen und vorhersagen haben nichts verehrungswürdiges oder ehrerbietiges und sind lediglich ideengeschichtlich und psychologisch von weiterer bedeutung.

 

13. religiöse anschauungen und deren kultus in massenausübung (insbesondere in ausprägungen an den grenzen der hysterie und massenpsychose) sind keine privatsache, sondern ein politicum, eine anmaßende herausforderung von staat und gesellschaft, welche angemessene politische antwort erfahren muß. jeder politische und gesellschaftliche gestaltungsanspruch religiöser provenienz ist abzulehnen und zu bekämpfen: an der schwelle zur neomoderne ist es die pflicht des kämpfenden menschen, die "entzauberung der welt" (max weber) unnachgiebig und umfassend voranzutreiben.

 

13a. es ist in aller nüchternen klarheit festzustellen, daß die verbreiteten und gesellschaftlich etablierten pathologischen religiösen phantastereien seit jahrtausenden die menschlichen gesellschaften spalten, die gesellschaftlichen gruppen widereinander führen und die individuen verunsichern, offensichtlich belügen und mit abstrusen heilsversprechungen und verdammnisandrohungen betrügen. es gibt deshalb für den vernunftbegabten menschen keinen grund, offensichtlichen absurditäten und ihrer praktizierung respekt oder zurückhaltung entgegenzubringen.

 

13b. "glaubensfreiheit" und religionsausübung sind keine werte an sich. es gibt außerhalb machtpolitischer erwägungen keinerlei grund zum schutze oder gar zur förderung religiöser ansichten, religiöser praktiken, religiöser organisationen.

 

14. es sind keine weltverschwörungen, keine zentral geleiteten und über ganze zeitalter hindurch wirkende geheimbündlerische aktivitäten - sie seien politischer, gesellschaftlicher, ökonomischer oder religiöser art - außerhalb der krankhaften phantasien verantwortungsloser schwätzer und schreiberlinge; es bedarf keiner abstrusen doppelung und spiegelung der politischen wirklichkeit auf eine metaebene außer- oder innerhalb realer machtverhältnisse zu deren analytischen  klärung (slavoj zizek).  

15. der evolutionsprozeß des universums hat keinen feststellbaren übergeordneten oder zielgerichteten zweck, er dient keiner transzendenten intelligenz oder entität und ist in seinen nachvollziehbaren strukturen vollkommen unemotional und unspirituell.

 

15a. das menschentier - auch wo es daselbst geist hat und ist - bleibt ein vorläufiges ergebnis der biologischen selektiven evolution auf dem planeten erde und dieses erdverhaftete bios wiederum kann nur als "ein zufälliges nebenprodukt der materiellen entwicklung des universums" (scott atran) festgestellt werden. es ist weder ein grund zu der annahme, daß die evolutionäre entwicklung des menschentieres abgeschlossen sei, noch zu der behauptung, das menschentier sei eine schöpferische leistung transzendenter, metaphysischer kräfte.

 

15b. der mensch unterliegt wie alles lebendige gleichermaßen den genetischen determinationen seiner selbst, wie auch den beschränkungen seiner möglichkeiten durch die physikalischen naturgesetze, welche durch keine metaphysische wesenheit aufzuheben sind; gleiches gilt auch für die einschränkungen seiner kognitiven eigenschaften und epistemologischen fähigkeiten.

 

15c. sehen wir das menschentier ohne narzissmus und selbstbetrug, so gilt es offen zu erklären, daß sein dasein auf der erde ein parasitäres und daß seine existenz rein zufällig ist, wobei sein mögliches verschwinden als art infolge eines evolutionären und selektiven naturprozesses gleich unzähliger tierarten vor ihm ohne die geringste auswirkung auf den fortgang der entwicklung innerhalb des universums bleibt. von den kulturellen und geistigen leistungen des menschengeschlechts wird keine spur bleiben.

 

16. der mensch als träger einer sich evolutionär herausgebildeten intelligenz, vernunft und geistigkeit bleibt in seinem überlebenskampf sowie in seinem streben nach anerkennung und gemeinschaft weiterhin an seine animalischen emotionen und atavismen gebunden und somit auch von leidenschaften getrieben.

 

17. nochmals in aller deutlichkeit: auch alle säkularen und naturalistischen, physikalischen und biologischen, szientifizistischen und naturwissenschaftlich-positivistischen ansätze bieten keinerlei welterklärung, welcher eine metaphysische sinngebung des universums, des lebens und des menschengeschlechtes implizit wäre und sie können eine solche auch nicht leisten. sämtliche versuche einer metaphysischen sinndeutung stehen außerhalb des rationalen wissenschaftlichen diskurses. einzig innerhalb der menschlichen gesellschaft und im rahmen seiner vernunftbegabung vermag der mensch für sich und die menschheit eine temporär begrenzte sinnhaftigkeit zu entwickeln.

 

17a. erdgeschichtlich oder gar mit blick auf das uni/polyversum betrachtet, sind menschendasein, -denken und -handeln vollkommen bedeutungs- und folgenlos; einzig weltgeschichtlich betrachtet bleibt dem menschengeschlecht eine temporär begrenzte möglichkeit zur entfaltung.

 

17b. es bleibt dem menschen innerhalb seiner derzeitigen dimensionalität und physischen verfassung sowie innerhalb des von ihm derzeit bewohnten planetensystems einzig eine verwirklichung in den möglichkeiten seines individuellen, zeitlich begrenzten lebens und in übereinstimmung mit der menschlichen gesellschaft und dem wissensstand seiner zeit.

18. es ist nichts heiliges, nichts sakrosanktes, nichts unantastbares oder der analytischen hinterfragung enthobenes - alles "heilige", alles erhobene und erhabene, alles recht und alle pflicht sind menschensetzung und ergebnis menschlicher bedürfnisse und reflexionen, menschlichen denkens und handelns. nichts davon ist von natur aus, nichts davon ist ewig oder unantastbar.

 

18a. heiliges und profanes, tugend und laster, gut und böse, schönes und abstoßendes, gerechtes und ungerechtes, wahres und falsches sind nicht apriorisch existent, sondern abhängig und determiniert von den neuronalen gesetzmäßigkeiten und den daraus entwickelten erkenntnismöglichkeiten des menschen, sowie seinen interessen, konventionen und historischen möglichkeiten aposteriorisch nachgeordnet.

 

19. es gibt kein von natur gegebenes oder angeborenes, kein göttliches, kein unveräußerliches und menschlicher setzung entzogenes recht oder rechtsgesetz. alles recht ist frucht der menschlichen geisteskraft und eine antwort auf gesellschaftspolitische herausforderungen, im ergebnis durch den menschen geschaffen, seiner logik und einsicht anheimgestellt, seiner macht und willkür unterworfen, durch ihn, sein denken und handeln alleine hervorgebracht, gesetzt und angepasst, sowie weiterhin einzig durch ihn fortlaufend postulierbar, reflektierbar, modifizierbar.

 

19a. es ist kein göttliches, kein transzendentes, kein vernunft- oder naturrecht und kein darauf sich berufendes menschenrecht außerhalb der setzung durch den menschen. alles recht ist positives recht und nichts davon ist unantastbar, unveräußerlich, unteilbar, unverzichtbar, unhinterfragbar, überpositiv oder wäre der willkür des menschen entzogen. alles recht ist eine positivistische setzung des menschen und vollkommen abhängig von der menschlichen existenz. alles recht ist gesetzt und sein vollzug beruht auf freiwilliger anerkennung oder erzwungener durchsetzung unter aufbietung von sanktionsmacht.

 

19b. alles recht und gesetz, d.h. sämtliche rechtsprinzipien, rechtsnormen, rechtssysteme, -werte und -traditionen, moral und sittlichkeit haben ihren ursprung durch willkürliche setzung oder als gemeinschaftliche und gesellschaftliche konventionen. sie bleiben abhängig vom stand der entwicklung der kognitiven fähigkeiten des vernunftbegabten menschen, der an ihn herangetragenen herausforderungen, seiner ziele und einsichten, seiner reflexionen auf natur, mensch und gesellschaft, seiner wissenschaftlichen erkenntnisse und gesellschaftlichen konditionierungen - und somit jederzeit wandel- und modifizierbar. alles recht und gesetz wird verlöschen mit dem ende der existenz des menschengeschlechtes.

 

 

"man muß für immer schluß machen mit dem popen- und quäkergeschwätz über die heiligen werte des menschlichen lebens." (trotzki)

(wird fortgesetzt)