la révolution mondiale sous le règne des nouveaux montagnards
l´idée et l´épée, c´est la domination universelle. la terreur será terrible, mais nécessaire.
revolution!!! dieses zauberwort der moderne muß uns der letzten offenbarung gleich über die zunge gleiten, derweil unser auge bereits in geistige ferne schweift, um am horizont den saum des neuen, zukünftigen - verlockend und fordernd zugleich - als leuchtende pracht zu gewahren, denn sie alleine ist "die stunde der weißglut, und nichts anderes als das licht soll zu sehen sein" (jose marti).
so braucht die revolution allem voran die phantasie und die willenskraft jener, in deren herzen alles ungerechte, jämmerliche und ehrlose als blutende wunde brennt und welche ihre unüberwindliche macht darin erkennen, den traum vom sieg des besseren, erhabeneren, edleren, den nur ein aufrechter geist und ein wildes herz verkosten können, bis zur letzten konsequenz zu leben.
revolution! sie nährt die hoffnung auf das neue, auf die veränderung, sie erhebt den geist und adelt die taten, sie beflügelt unser handeln und fordert unsere äußerste vernunft und leidenschaft, sie erzwingt unseren willen zum kampf und unsere bereitschaft zu bedingungslosem einsatz.
revolution! ihr wiegt die gerechtigkeit schwerer als die friedenssehnsucht, sie wählt die energieentfaltung statt der satten pfründe, ihre achtung gilt dem menschen der tat selbst in seinen irrtümern und nicht dem zaghaften philister, der um seiner und anderer sicherheit willen die wahre berufung des menschengeschlechtes vergißt.
revolution! sie fordert mehr als nur die bereitschaft zum kampf, zu aufstand, insurrektion, meuterei, rebellion - sie fordert den menschen so er geist und vernunftwesen ist, sein fortzeugendes denken in die zukunft handelnd zu vollstrecken und hierfür vor der geschichte in ihrem unerbittlichen fortgang einzustehen in ungeschmälerter verantwortung.
freunde der revolution, denker des zukünftigen, amazonen - erhebt euch aus euren löchern, die ihr eine heimstatt nennt und wachst hinaus über eure privatimen verstrickungen, in welchen ihr eine erfüllung eures lebens, das ziel eurer träume wähnt. durchstreift die weiten der welt, die schluchten des urbanen, die niederungen der wastelands. tretet hinaus in die unwirtlichkeit und treibt euch umher, geht die dunklen gassen ab, kriecht in die hinterhöfe und die kanäle, öffnet die keller, erobert die nacht, die spelunken und bahnhofsviertel, setzt euch zu den berbern und punx, den prostituierten und flaschensammlern, den streetfightern und saddhus. tanzt auf den straßen, sprecht zu jedermann, ob jung oder alt, erhaben oder gescheitert, schön oder hässlich, kriegerisch oder friedliebend, satt oder hungrig, auf daß ein jeder ein baustein werde des neuen, zukünftigen.
bewegt euch und sucht das leben dort auf, wo es sich verkrochen hat, wo ihm der odem latenter gefahr entströmt, wo der boden noch fruchtbar ist und jene furche sich brechen läßt, welche bereit ist, die saat des kadmos aufzunehmen und amazonen und spartiaten zu gebären. brecht dem licht des rationalen geistes und der menschlichen vernunft jede türe, jede mauer, jede maske, hinter welcher dem kleinlichen und statischen obdach geboten wird.
freunde, es genügt mitnichten, sich in den massen-insideronanien des internets einzukesseln im glauben, damit entscheidenden einfluß zu nehmen auf den strom der information, der politischen mobilmachung, der geistigen umwertung, der gesellschaftlichen umgestaltung. letztlich wird der revolution nur durch eine alles erfassende physische dynamik, durch politische aktion, durch agitatorischen kampf auf der straße bahn gebrochen - sie muß durch direkte aktion erlebbar sein, ihr pulsschlag, ihr marschschritt, ihr trommelwirbel muß eins werden im herzen und in allen sinnen jener, welche bereit sind, das neue zu wagen und ihm raum zu schaffen durch niederbruch des alten, morbiden, morschen und selbstgefälligen.
der geist der revolution ist ein tanzender gott - er will uns in bewegung sehen.
"die zentrale aufgabe und die höchste form der revolution ist die bewaffnete machtergreifung, ist die lösung des problems durch krieg." (mao zedong)
die revolution ist der vollzug der historischen notwendigkeit, ihre herrschaft ist die verwirklichung der freiheit, ihre gewaltsamkeit und deren verherrlichung (hannah arendt) ein gerechtigkeitsstiftender akt fortzeugender katharsis.
revolution - das ist uns die beschleunigung der geschichte, die bewegung des fortwährenden letzten kampfes, der finale sturm und der erste aufbruch; revolution ist der hieb der entschlossenheit, der schnitt, der abbruch des gestern, die verwerfung des vorherigen, die vollkommene umwälzung des alten und die grundlegende umwandlung alles vorgefundenen. die revolution vertritt nicht das partikulare, nicht das interesse, nicht die billigkeit, sondern sie vollzieht den anspruch des universalen, allumfassenden - alles ergreifend und durchdringend zielt sie auf das gesamte und absolute: mit ihrem ziel und unter ihrer forderung der totalität gebiert sie das totalitäre (charles péguy; maurice merleau-ponty). der mahlstrom der revolution unterwirft sich alles - regierung und staat, gesellschaft und politik, recht und verwaltung, moral und weltanschauung, wirklichkeit und utopie, vergeltung und hoffnung, geschichte und zukunft - und vollzieht über ihre despotische herrschaft das gesetz des aufbaus eines geschichtlichen ganzen zur unaufhebbaren und unwiderrufbaren endgültigen einigung des menschengeschlechtes; die revolution verkörpert das gesetz und die totalität der geschichte und die universalität des politischen anspruchs unter dem vollzug der selbstbewußtwerdeung des menschen als die beherrschung seiner selbst und der welt.
der sinn der revolution geht auf die befreiung des entfremdeten menschen, auf "eine veränderung in den menschlichen lebensbedingungen und beziehungen sowie eine verwandlung der persönlichkeit" (marx), auf den empfang eines sinnvollen daseins aus dem übergeordneten ganzen und allgemeinen, dessen substanz und erkenntnis der vernunftbegabte mensch aus sich selbst zu schöpfen in der lage ist: "sein zweck ist der allgemeine zweck, seine sprache das allgemeine gesetz, sein werk das allumfassende werk" (hegel). somit ist die revolution die gesellschaftspolitische manifestation der weltgeschichte als der sich ausfaltende fortschritt des vernunftbegabten menschen im bewußtsein der freiheit (hegel), als ein aktives fortschreiten im klaren und kritischen bewußtsein der historischen notwendigkeit der veränderung, als der aufhebung der widersprüche, als der sozialen umwälzung und gesellschaftlichen erneuerung, als des umsturzes im sinne gesellschaftlichen und poltischen strukturwandels (marcuse), als der - wenn notwendig - gewaltsamen modifikation der macht- und rechtsverhältnisse (robert heiss).
die revolutionäre tat als der in der alltäglichkeit, in der konkreten existenz zur wirklichkeit gebrachte revolutionäre entwurf impliziert deshalb sowohl das historisch-politische "bewußtsein der notwendigkeit der revolutionären veränderung", als auch die "gewißheit ihrer möglichkeit" (guevara) bis zum historischen vollzug - ihr wesenhaftes und ihre konkretion speisen sich gleichermaßen aus ihrem bezug auf die totalität, welcher sie letzlich immanent ist und bleibt (lukacs). ist die revolution in der notwendigkeit ihrer verwirklichung, d.h. als der totalität immanent erkannt, sind auch der gedanke und die bereitschaft ihrer hervorbringung, ihres politischen und historischen vollzugs in der realität nicht mehr aus der welt zu bringen; die zeitlose beharrlichkeit ihrer antizipierenden utopie zur beendung bisheriger geschichte und zur eröffnung eines neuen zeitalters macht ihre universalität aus.
die revolution legitimiert sich grundlegend aus der notwendigkeit des vollzugs der historie und verleiht ihrerseits dieser in der aufhebung des bisherigen durch ihren herrschaftsvollzug neue legitimität und neuen status; sie schreibt die geschichte ihrer notwendigkeit, ihres triumphes und ihrer herrschaft in ständiger angleichung an die größe ihrer macht und ihrer zielsetzung, begründet neue kontinuität und tradition, steht somit innerhalb und außerhalb, am ende und am anfang der geschichte, ist vater und sohn - wo das feuer ihres kampfes, ihre kühnheit des willens, ihre bereitschaft zu zerstörung und neuerlichem aufbau erlischt, geht sie ihrer sinnhaftigkeit verlustig, erzeugt weder progression noch regression, sondern statik, ein ende aller bewegung und erneuerung, jeglicher lebendiger fortzeugung und historischer werdensprozesse; die revolution verlöre ihre legitimation wie auch die geschichte ihre notwendigkeit, das menschengeschlecht ermangelte der weiteren geistigen erhellung und ginge seiner planetaren herrschaft verlustig: das ende der revolution wäre das ende der zeit als historischer vollzug der entwicklung des menschengeschlechts als träger des fortschreitenden, sich selbstbewußt werdenden weltgeistes!
revolutionäres bewußtsein, revolutionärer plan und revolutionäre tat fallen in ihren ständigen wechselbeziehungen als notwendige integration, erinnerung, verinnerlichung, aneignung, eroberung und vollendung der geschichte im vollzug der machtausübung in eins; denn die revolution erschöpft sich nicht in rebellionen, aufständen, machtwechseln, herrschaftsaufrichtungen oder partikularen gesellschaftspolitischen fortschritten - die historische umwälzung kann nur dann den begriff der revolution für sich beanspruchen, wenn sie als träger eines paradigmenwechsel auftritt und diesen in notwendigkeit vollzieht; eines paradigmenwechsels, der sämtliche bereiche menschlichen und gesellschaftlichen daseins durchdringt und vereinnahmt, der eine "vollendete entfaltung neuer lebensformen zuläßt" (kropotkin). die revolution bedarf der etablierung ihres eigenen normensystems, ihrer eigenen erzählung der geschichte, ihres eigenen mythos der macht; sie muß den historischen, den politischen und sozialen raum ausfüllen wie sie die sehnsucht der revolutionäre nach macht und die forderungen der massen nach anerkennung erfüllen muß. höchster aufmerksamkeit bedarf der vorläufige ausgleich der umsetzung des revolutionären planes durch die revolutionären organisationen und der kollektiven spontaneität der massen, d.h. die kontrolle ihrer entfesselten begierden, die eindämmung ihrer emotionen, die sinnvolle leitung ihrer berechtigten forderungen, also des allgemeinen willens (als und in vollzug der historischen notwendigkeit), die behutsame ableitung ihres jeweilig partikularen, also des besonderen willens (durch eine eindämmung des politischen überschwanges und seiner ausuferungen). hierbei hängt die politische autorität der revolutionären führung und organisation wesentlich ab von deren verkörperung der neuen revolutionären paradigmen, von ihrer geistigkeit und kampfkraft, ihrer aufrichtigkeit und umsicht, ihrem mut und ihrer opferbereitschaft, ihrer wahrhaftigkeit und entschlossenheit. unabdingbare basis erfolgreicher aufrichtung, ausweitung, anerkennung und festigung der neuen herrschaft sind einerseits sowohl die revolutionäre professionalität und vorbildlichkeit der revolutionären führer und organisationen, wie andererseits eine durch die politische revolutionäre kraft angeleitete kontrollierte ausbreitung der spontanen revolutionären massen in eine vielzahl von bereichen des gesellschaftlichen raumes.
unabdingbar für das gelingen und fortschreiten der wahren revolution, d.h. einer tiefgreifenden, radikalen umgestaltung der gesellschaft, ist das unter allen umständen aufzurichtende und dauerhaft aufrechtzuerhaltende gewalt- und waffenmonopol der revolutionsregierung und ihrer revolutionären organisationen. armee, polizei, verwaltung und infrastruktur müssen unverzüglich von revolutionären kräften besetzt und durchdrungen, von konterrevolutionären elementen gesäubert und im dienste der neuen herrschaft und regierung reorganisiert und instandgesetzt werden. auf keinen fall ist dauerhaft der spontaneität der massen nachzugeben. die revolutionäre regierung und staatsmacht hat vorrangig die aufgabe, sich als eine macht zu etablieren, welche in der lage ist, die entfesselung der revolution zu überdauern, deren kräfte sinnvoll zu lenken und den weiteren fortgang der erneuerung zu garantieren. die revolution in ihrer totalität, ihrer umfassenden macht und ihrer geleiteten zielsetzung kann deshalb weder eine rebellion spontan begründeter gruppierungen noch dauerhafte instalationen peripherer organisationsformen außerhalb ihres einflusses dulden - ihr allgemeiner anspruch setzt per definition alle partikularen willen ins ungesetzliche und ahistorische. die revolutionäre vollbringung der universal begründeten herrschaft des allgemeinen als vollzug der historischen totalität setzt sich kraft ihrer existenz in die freiheit und notwendigkeit umfassender diktatorischer machtausübung, d.h. sie ist gleichermaßen autonom wie autokratisch - und kann nur so vollzogen werden.
"die waffe der kritik kann die kritik der waffe nicht ersetzen, die materielle gewalt muß gestürzt werden durch materielle gewalt." (karl marx)
die gewalt ist zu fassen als die erzwingung einer zustandsveränderung in aktiver überwindung von widerstand, als ein gleichermaßen individuelles wie kollektives zwangs- und durchsetzungsmittel. die politische gewaltanwendung dient sowohl der überwindung von widerstand und stagnation, als auch im weiteren fortgang ihrer anwendung durch politische kollektive und institutionen der beschleunigung und späteren konsolidierung neuer herrschaftsaufrichtung - sie ist ein effizientes politisches mittel zweckrationaler art; sie wirkt über vollzug, kontrolle, strukturelle und mentale beeinflussung als eine methode personeller und sozialer steuerung (peter waldmann). das wesen der gewalthandlung, welches im dienste der revolution prinzipiell einen instrumentellen charakter aufzuweisen hat, tendiert erfahrungsgemäß "innerhalb der zweck-mittel-kategorie unter fortlaufendem verlust des zweckes" (hannah arendt); deshalb bedarf die revolutionäre politische gewalt, soll sie eine revolutionäre herrschaft herbeiführen und diese bei ihren maßnahmen notwendiger gesellschaftspolitischer umgestaltung wirksam unterstützen, der temporären und strukturellen begrenzung, d.h. die übergangsphase des gesellschaftspolitischen revolutionären terrors kann nicht beliebig ausgeweitet werden, soll sie nicht in einer allgemeinen anpassung der gesellschaft an den permanenten gewaltdruck durch politische abstumpfung oder gar eine dauerhafte gegenrevolutionäre gewaltsamkeit münden. im gegensatz zum derzeitigen politischen terrorismus außerhalb der gesellschaft stehender interessengruppen, deren terror eine subjektive offensiv-provokante reaktion auf den druck gesellschaftlicher normen, strukturen, anforderungen und veränderungen, sowie auf eine steigerung persönlicher und gruppendynamischer frustrations-aggressions-potentiale mit dem ziel der herbeiführung chaotischer zustände zwecks energetischer ableitung darstellt (rainer paris), dient jener nach der machtübernahme einsetzende notwendige revolutionäre politische terror einer revolutionsregierung der aufrichtung und dem schutz neuer tragfähiger gesellschaftspolitischer normen und strukturen durch verdrängung und niederzwingung reaktionärer und konterrevolutionärer elemente und potentiale; er steht im dienste einer neuen ordnung und wird durch diese in ihrer historischen notwendigkeit gerechtfertigt.
besondere aufmerksamkeit muß die revolutionsregierung dem im zuge der gewaltsamen entäußerungen einsetzenden vergeltungs- und rachediskurs zuwenden; die vergeltung vormaliger oder zukünftiger taten bisheriger herrschaftsträger muß prinzipiell der ordnenden revolutionären gewaltmacht, ihren tribunalen, gerichten, kommissionen im rahmen der richtlinien und anleitungen revolutionärer zielsetzung und legalität vorbehalten bleiben. der rache als ein mittel individueller selbstbehauptung, persönlicher leidenschaften und interessen, gruppenspezifischer normen oder partikularer solidar- und ehrbehauptung muß durch die revolutionäre ordnungsmacht die legitimität versagt und deren durchführung unterbunden werden. der notwendige revolutionäre terror als handlung kollektiver vergeltung, wiederherstellung ausgleichender gerechtigkeit und im dienste einer schaffung der voraussetzungen zukünftiger revolutionärer politischer zielsetzungen muß als ein rein zweckrationales, instrumentelles mittel begriffen und funktional, d.h. möglichst emotionslos ausgeführt werden.
alle revolutionäre politische herrschaft ist der gesellschaftlichen ordnung verbunden, alle postrevolutionäre gesellschaftliche ordnung findet im revolutionären staat den letzten ausdruck ihrer politischen herrschaft. der revolutionäre staat hat als administrativer apparat die tendenz zur vervollkommnung seiner institutionen und zum ausbau seiner machtmittel, seiner extensiven und intensiven macht, seiner kontrollmöglichkeiten - sein trachten geht auf die ausweitung und verdichtung der neuen ordnung, sein anspruch wird notwendigerweise totalitär. anspruch des revolutionären staates ist es, für das ganze, das absolute, das prinzipielle zu stehen - seine innerstaatlichen gegner sind ihm somit keine kriegsgegner, sondern bürgerkriegsgegner, rechtsbrecher, kriminelle, deren politische, juristische, ideologische und physische verfolgung ihm notwendig und deren festsetzung oder überwindung im dienste der revolution legitim ist (grässle-mürscher). von höchster bedeutung für den fortbestand des revolutionären staates ist die rechtzeitige, d.h. unverzügliche gesetzliche fixierung und eingrenzung seiner gewaltpotentiale zur verminderung der gefahr einer dauerpräsenz gesellschaftlicher gewaltsamkeiten im hinblick auf deren gesellschaftspolitische, soziale, kulturelle und rechtlich-moralische destruktions- und erosionskräfte. die gewaltanwendung des revolutionären staates muß somit von beginn an entschieden, schnell und konsequent im rahmen selbstbegrenzter und legalisierter politischer zielsetzungen erfolgen; sie muß durch propaganda und aufklärung unterstützt und von der gesamten anhängerschaft der revolutionsregierung geschlossen vertreten werden.
wie sich in jüngster zeit mehrfach gezeigt hat, sind die modernen medien und ihre weltweite vernetzung durchaus brauchbare und wirkungsvolle werkzeuge sowohl der spontanen, als auch der gezielt organisierten politischen mobilmachung und meinungsbeeinflussung von öffentlichkeit. ohne zweifel können diese jedermann zur verfügung stehenden kommunikationsmittel als waffen zur organisierung von massen bezeichnet werden. die effektive handhabung dieser mittel des politischen kampfes bleibt allerdings strukturen vorbehalten, welche bereits in hohem maße organisiert und mit politischer erfahrung behaftet sind. die möglichkeiten moderner kommunikationsmittel zur entwicklung direkter politischer aktion sollten nicht überschätzt werden. es ist zu bezweifeln, daß netz-communities bereit wären, für politische aktionen aus ihrer vermeintlichen sicherheit herauszutreten und den kampf aufzunehmen - der allerorts latente wahllose aktivismus per mouseclick für nachrangige und untergeordnete themen macht noch kein revolutionäres potential. ob sich aus diesen communities wenigstens politische und organisatorische kadres bilden lassen, ist noch nicht ausgemacht. letztlich fallen die entscheidungen im politischen raum als einem zutiefst menschlichen nach wie vor durch die dynamik einer unmittelbaren konfrontation in parlamenten, foren, straßen. weiterhin gilt im metaphorischen sinne das bismarckwort von "eisen und blut". um massen zu mobilisieren und auf die straße zu bringen bedurfte es noch immer direkter tagespolitischer momente und impulse als auslöser eines bereits zuvor angestauten gesellschaftlichen unmutes. zu einer dauerhaften machtverschiebung innerhalb von staat und gesellschaft braucht es gut organisierte oppositionsparteien mit stringenten politischen zielsetzungen, welche den bedürfnissen der bevölkerung ausdruck zu verleihen in der lage sind, sowie deren personelle möglichkeiten einer fachgerechten besetzung poltischer und staatlicher macht- und verwaltungsstrukturen. eine revolution via internet und handy bleibt infantiles wunschdenken übersättigter bürgerskinder.
freunde der revolution! vergessen wir niemals, "daß es die aufgabe der revolutionäre ist, revolution zu machen" (fidel castro).
voraussetzung zukünftiger revolutionärer aktivität ist die unbedingte abkehr vom heutzutage in der bürgerlichen gesellschaft wohlfeil praktizierten morbiden "animalischen humanismus", welcher keinerlei begriff vom geistigen glanz des menschengeschlechts besitzt, sondern einzig dessen elend in immer neuen opferdiskursen erörtert und der das glimmen des göttlichen, transzendenten (metaphorisch, nicht theologisch gesprochen) in einem jeden menschlichen individuum nicht anerkennt, derweil er versucht, durch konsumismus und körperkult die funktionale tierhaftigkeit zu entwickeln (alain badiou). für den revolutionären denker und kämpfer indes birgt jeder neue tag die möglichkeit geistiger veredelung des menschen durch radikale veränderung des realen und durchsetzung eines auf das totale ausgerichteten denkens. wer unter hinweis auf die opfer der totalitalismen des 20.jh.s die revolutionäre utopie leugnet und die gegebenen zustände relativiert, erweist sich hierdurch lediglich als ein interessegeleiteter verteidiger der sich global ungehemmt ausweitenden liberalistisch-kapitalistischen wirtschafts- und sozialordnung; entspringen doch auch das zeitgeistige bürgerliche humanitätsgerede und der passive pazifismus nicht einem politischen idealismus oder dem willen zur menschenverbrüderung, sondern alleine der angst und der feigheit einer besitzstandswahrenden und -vermehrenden materialistisch ausgerichteten und plutokratisch orientierten gesellschaftsschicht.
"das ziel der erhebung ist die machtergreifung...ihre politische aufgabe wird erst nach der machtübernahme geklärt werden." (lenin)
ein blick in die historie weist i.d.r. ökonomisch aufstrebende mittelschichten unter führung einer geistigen und politischen avantgarde als potentielle träger revolutionären umsturzes und gesellschaftlicher umgestaltung aus. die wirtschaftlichen und kulturellen randgruppen und unterschichten indes brachten es politisch selten über unorganisierte und vom affekt getragene hungerrevolten und dienstverweigerungen hinaus. bestenfalls diente die städtische unterschicht als manövriermasse und brutalisierte speerspitze einer temporär begrenzten radikalisierung. bisher galt: ein historisch wirksames revolutionäres gesellschaftliches potential ist sich seiner politischen situation bewußt, ist in der gesellschaft verankert, hat etwas zu verlieren und vor allen dingen viel zu gewinnen. der globale spätkapitalismus allerdings zersetzt jegliche mittelschichen - sie mögen sich als selbständige, freischaffende, handwerker, angestellte oder arbeiter definieren - und durchaus auch vorhandene ober- und selbst noch gesellschaftlich integrierte unterschichten und unterwirft alle gleich waren- und kapitalströmen den prinzipien einer zum schrankenlosen neigenden weltweiten ökonomischen und kulturellen fluktuation und nomadisierung. hiermit einher geht ein gesellschaftlicher legitimationsverlust ökonomischer und politischer führungskräfte, welche die positiva in maßloser weise sich selbst zuschlagen, derweil verluste und verantwortung den systemen überantwortet werden (harms). sloterdijk hat richtig beobachtet, wenn er behauptet, die moderne habe als typus den verlierer, bzw. jene welche sich dafür halten, hervorgebracht (ähnlich auch enzensberger). die ökonomisch bedingte gesellschaftliche erosion erzeugt ein wachsendes heer von ausgeschlossenen und verlierern, von unzufriedenen und zu-kurz-gekommenen, die mitnichten als lumpenproletariat zu bezeichnen sind. oftmals sind es hoch- und überqualifizierte fachkräfte, altgediente vorbildliche arbeitskräfte, von willkürentscheidungen übergangene, in hoffnung, eiserner disziplin und schließlich gram und zorn altgewordene, welchen man den ihnen ihrer meinung nach zustehenden aufstieg nebst ehre, anerkennung und einfluß willentlich und bewußt vorenthält. diese begreifen sich als benutzte und ausgenutzte, abgeschöpfte wertschöpfende, verletzt in ihrem stolz und in ihren berechtigten politischen ansprüchen auf teilhabe am wachsenden wohlstand. sie gleichen den überschüssigen subalternen offizieren auf halbsold vergangener zeiten, verfügen zwar über die mittel analytischen erfassens der zeitgeschichtlichen politischen umstände, alleine es fehlt ihnen die kraft und phantasie alternativer politischer visionen und der wille zum bedingungslosen einsatz auch unter verlust aller bürgerlichen bindungen. ihnen zur seite im lager der verlierer stehen jene, die bereits in ihren ausgangspositionen weitgehend ohne chancen gesellschaftlicher anerkennung blieben, jugendliche ohne intakte familie, ohne schulabschluß, berufsausbildung oder bildungsmöglichkeiten, ohne arbeitsplatz und ausreichendes einkommen, ausgeschlossen vom allseits propagierten konsumkapitalismus - und dennoch dessen konkurrenzkampf um artefakte und aufmerksamkeit unnachsichtig ausgesetzt. hier besteht aus sicht der gesellschaft vorrangig die gefahr persönlicher kultureller verödung, resignation und moralischer indifferenz und hier steht man konsequent in latenter gewaltbereitschaft sowie in distanz zum politischen ausgleich, sofern dieser überhaupt erstrebt wird. gemeinsam ist beiden gruppen ein gefühl permanenter demütigung und vergewaltigung ihrer rechte und die damit verbundene verletzung ihrer menschenwürde und ihres stolzes. ein sohn des stolzes aber ist der zorn, und dessen kinder wiederum sind der hass und die rache, beide vorerst weiterhin politisch ungerichtet, eher nur emotional vorhanden und passiv als ideologisch umsetzbar. indes wächst diese noch ungeformte masse der unzufriedenen und verlierer unter den bedingungen des spätkapitalismus weltweit stetig und es wächst auch ihre bedrängnis: diese masse steht an den gesellschaftlichen rändern mit den geballten fäusten in der tasche (K.H.Roth). vom standpunkt neuer revolutionärer bewegung aus gesehen handelt es sich hier zumindest um eine wachsende reservearmee potentiell mobilisierbarer kräfte - ob diese wenigstens in teilen politisch und militärisch einsetzbar dem neuen planetaren machtstaat dienlich werden wird, ist allerdings noch nicht ausgemacht. von einer "verwandlung des subjekts in eine aktive sammelstelle des weltzorns" als "konzept der revolution" (sloterdijk) sind wir noch entfernt.
"revolution ist nicht auflehnung gegen die bestehende ordnung, sondern aufrichtung einer neuen, welche die überlieferte stürzt." (ortega y gasset)
kurze analyse derzeitiger konstanten revolutionärer möglichkeiten:
a) betrachten wir die politischen unruhen, insurrektionen, umstürze und systemveränderungen der letzten jahrzehnte in den nationalstaaten der ersten und der zweiten welt, so können wir einige konstanten politischen wandels ausmachen, welche für die aufrichtung und konstituierung des neuen revolutionären weltstaates von bedeutung sein könnten (das hier vorgebrachte gilt nicht für politisch-militärische separationsbewegungen der dritten welt).
b) die revolutionäre situation: sie umfasst die gesellschaftspolitischen, ökonomischen, sozialen und zeitgeistigen voraussetzungen. andauernde soziale und ökonomische ungerechtigkeiten, korruption und mißwirtschaft, erosion traditioneller bindungen, eine als parasitär empfundene etablierte politische kaste, unkontrolliertes bevölkerungswachstum, arbeitslosigkeit und konsumbehinderungen durch wirtschaftliche schwierigkeiten sind oft der ausgangspunkt von jugendrevolten und sogen. "demokratiebewegungen" wachsender gesellschaftstragender mittel- und bildungsschichten als erste protestbewegungen gegen die etablierte macht. es folgt der um sich greifende ruf nach individueller emanzipation und möglichkeiten der politischen partizipation. bedeutend sind der einfluß und die dichte der vernetzung durch das internet und die damit verbundenen medialen einblicke großer bevölkerungsteile in die gesellschaftspolitischen zustände anderer staaten und gesellschaften sowie den hier aufgezeigten möglichen alternativen. auffällig bleibt das unideologische, parteilose und politisch unprogrammatische der protestbewegungen und das fehlen von organisierten parteien, politisch geschultem personal und charismatischen revolutionsführern. die entwicklung einer revolutionären situation entsteht meist spontan durch tagespolitische anlässe und bleibt vorerst ergebnisoffen und vorwiegend reformorientiert.
c) das revolutionäre potential/subjekt: dem aufbegehren der jugend und teilen des mittelstandes und der bildungsschichten folgt eine fortschreitende selbstmobilisierung der verarmten schichten, der unterprivilegierten und aussichtslosen z.b. in den elendsgürteln der megapolen, wobei in zunehmendem maße den frauen politische bedeutung zukommt. das revolutionäre subjekt ist nicht mehr klassen- oder schichtenspezifisch auszumachen. es wird im spätkapitalismus der postmoderne abgelöst von einem revolutionären potential, welches sich gesamtgesellschaftlich und schichtenübergreifend außerhalb parteipolitischer strukturen unter den diffusen absichten einer wie immer gearteten gesellschaftlichen veränderung und zustandsverbesserung sowie einer sich zunehmend konkretisierenden absicht des politischen umsturzes der etablierten macht spontan organisiert. das derzeitige revolutionäre subjekt ist der im kern zuvorderst apolitische wohlstandsorientierte konsumhedonist der postmoderne als ein politisch sich in der masse artikulierendes wesen. er will wohlstand, sicherheit, politische beachtung und befreiung von als ungerecht empfundenen persönlichen einschränkungen. die gleichgerichteten massen in ihrer spontaneität können sich kurzzeitig auf den straßen als eine durchaus zerstörerische macht erweisen, indes sind sie als ein unorganisiertes, erruptives gewaltpotential bei entschlossenem widerstand der staatsmacht sehr anfällig in ihrer ungerichtetheit und unorganisiertheit, wobei sie immer in gefahr sind, sich bei gewalteinsatz wieder zu vereinzeln. es bleibt ferner festzustellen, daß eine im leninschen sinne organisierte politisch-ideologische kaderpartei von berufsrevolutionären schon seit jahrzehnten nirgendwo mehr die macht in einem staate übernommen hat. es gibt keine umsturzmöglichkeit mehr ohne die egalisierten massen in ihren interessen zu berücksichtigen.
d) der ablauf: oft beginnend mit einer jugendrevolte, u.u. fortschreitend zu einer mittelstandsrebellion, letztlich urbane massenmobilisierungen mit demonstrationen, streiks, eskalierender gewaltsamkeit, straßenkämpfen, zerstörungen, plünderungen und angriffen auf materielle und personelle symbole der bisherigen staatsmacht (teilweise schon in frühen stadien der jugendrevolte vorhanden). alle politische zielsetzung bleibt vorerst im rahmen demokratisch-liberalistischer und egalistischer konstanten (z.b. allgem., freie, direkte, geheime wahlen, freie parteienbildung, rede- und pressefreiheit, unabhängige justiz, sicherheit der person und des eigentums, etc.). das internet dient der entwicklung eines diffus revoltierenden bewußtseins und die kommunikative vernetzung begünstigt die mobilisation von gleichgesinnten massen. indes bleibt festzustellen, daß eine gesellschaftspolitische bewegung nur erfolg haben kann, wenn es ihr gelingt, ihre anliegen auf die straße oder in die parlamente zu bringen. wird die machtfrage in ihrer äußersten konsequenz gestellt, bleibt der politische kampf auf der straße - auch unter gewalteinsatz - unumgänglich. aufgrund der komplexität moderner territorialer verwaltungsstaaten und ihrer dezentralen infrastrukturen ist es heute eher unwahrscheinlich, daß eine kleine organisierte kaderpartei oder gar eine terroristische gruppe durch die besetzung neuralgischer punkte in staat und gesellschaft einen revolutionären umbruch erzielen könnte. moderne infrastruktur und kommunikation sind zu vielfältig und zu komplex, als daß sie über wenige zentrale punkte dauerhaft gesteuert oder gelähmt werden könnten (wenn auch jugendanarchisten bis heute von solchen szenarien träumen mögen). hier greift der von bernstein formulierte "anti-chaos-reflex" hochkomplexer gesellschaften gegen ausufernde anarchie und willkür. die politischen und administriellen schichten bleiben immer stark und bedeutend genug, die staatliche ordnung zumindest in grundzügen zu bewahren und dem gesellschaftlichen chaos gegenzusteuern. die revolutionäre veränderung und jegliche politische macht schlechthin steht und fällt im zeitalter der postmoderne mit der funktionstüchtigen urbane.
e) vorläufiges fazit: wir sehen in den umstürzen der letzten jahrzehnte die entscheidung über den fortbestand einer etablierten oder die instalation einer progressiven, reformerischen oder revolutionären macht zusehends auf die öffentlichen institutionen von polizei, armee und verwaltung verlagert. wenden sich diese vom alten system ab und werden diesem ungehorsam, kann eine revoltierende massenbewegung dieses durch hoffnungsträgerschaft, gewaltbereite wucht und schiere größe oftmals weitgehend unblutig stürzen. kommt es zum umfassenden gewaltsamen kräftemessen, bleibt i.d.r. die staatliche waffenmacht unter der voraussetzung, daß befehlsstrukturen, moral und bewaffnung von truppe und polizei intakt bleiben (hannah arendt), auch ohne tragbare politische lösung vorerst siegreich.
f) kloepfer und mrusek (faz) analysieren die sogen. "facebook-revolutionen" in nordafrika als großflächige hungerrevolten, hervorgebracht durch hohe teuerung der lebenshaltungskosten infolge von korruption und nepotismus, fehlende investitionen in die landwirtschaft, wasser- und saatgutmangel, bodenerrosion und überbevölkerung, sowie die abhängigkeit regionaler landwirtschaft von weltmarktschwankungen. dies steht in einklang mit unserer kurzen analyse revolutionärer möglichkeiten der gegenwart. die vernetzte kommunikation diente bisher vorwiegend als ein organisatorischer katalysator zur mobilisierung gebildeter und gesellschaftstragender gruppen unter zusätzlicher spontaner erregung konsumgehinderter massen in der urbane. es gibt weder revolutionäre politische programme, noch parteien oder bewaffnete insurgente organisationen. bei großflächigen staaten mit schwacher infrastruktur allerdings erreichen ländliche hungerrevolten die urbane oftmals überhaupt nicht oder erschöpfen sich in regionalen räumen, bevor politisch etwas positives erreicht werden konnte. entscheidend bleibt das verhalten von militär, polizei und verwaltung in den urbanen zentren, sowie der etablierten oberschichten in den ländlichen gegenden. bei unveränderter weltwirtschaftlicher entwicklung ist dennoch von einer zunahme großflächiger hungerrevolten in den schwellenländern und der dritten welt auszugehen.
g) die ereignisse 2011 in nordafrika und arabien zeigen in bestätigung unserer obigen thesen, daß in staaten mit vorwiegend urbaner bevölkerung und einer sich heranbildenden bürgerlichen gesellschaft inklusive eines ökonomisch erstarkten und gebildeten mittelstandes (z.b. tunesien und ägypten) eine massenbewegung unter den zielsetzungen politischer reformen in richtung auf eine demokratisierung sowie egalitärer politischer partizipation der bevölkerung durchaus erfolgreich sein kann. wo der einfluß der urbane schwächer ausgebildet ist und tribale strukturen noch gesellschaftliche und politische relevanz beanspruchen (z.b. libyen und der jemen), kann sich bei entschlossenem widerstand der bewaffneten staatsmacht und/oder der politisch etablierten gesellschaftlichen kräfte eine politische massen- oder minderheitenbewegung nur schwer durchsetzen. das ergebnis kann politische und militärische pattsituation, bürgerkrieg oder reaktion zeitigen - i.d.r. ringen hier infolge eines gewaltsamen umsturzversuches clans, mafiose gruppen und warlords um eine neuverteilung von macht und pfründen. im schlimmsten falle sind ein niedergang staatlicher strukturen, völlige gesellschaftliche errosion und politische unberechenbarkeiten die folge (z.b. somalia). eine tiefgreifende revolutionierung unter der zielsetzung einer schaffung dauerhafter politischer strukturen scheint dann ohne einen machtpolitischen eingriff dritter weitgehend aussichtslos.
"on s'engage et puis on voit." (bonaparte le grand)
in neuester zeit sehen wir uns in den ländern des ausgeprägten spätkapitalismus dem phänomen des empörten bürgers, der aufgebrachten masse gegenüber. ihre demonstrationen in der urbane sind politisch ungerichtet, ohne programme, klare und eingrenzbare ansprüche oder gar ideologische und utopische zielsetzungen. sie organisieren sich spontan unter mithilfe sozialer kommunikativer netzwerke und entbehren der parteipolitischen oder gar parlamentarischen legitimation - eine solche wird auch nicht erstrebt: organisatorische strukturen bilden sich unter maßgabe talentierter einzelner spontan und zerfallen i.d.r. mit der auflösung der physischen präsenz der massen sogleich wieder. die empörten massen - zusammengesetzt aus individuen aller gesellschaftsschichten - eint bislang lediglich ihre diffuse unzufriedenheit mit den politischen, sozialen, ökonomischen und gesellschaftlichen zuständen innerhalb der nationalstaaten und ihre skepsis gegenüber den auswirkungen der globalen entwicklung: bestimmend ist ein gefühl der unzulänglichkeit bisheriger politischer entwicklungen, sowie lange aufgestauter gram, wut, zorn gegenüber den vorhandenen gesellschaftspolitischen institutionen, welche nicht mehr die "mehrheit" der bürger zu repräsentieren scheinen. diese masse hat einen vorplebiszitären charakter: sie "macht sich zur letzten instanz und hebelt dabei das gesamte system aus" (dirk kurbjuweit). was die spontaneität der rein empörten masse für das system der parlamentarischen demokratie überaus gefährlich werden läßt, ist der überdruss vieler, sich und ihre interessen von politikern und bürokraten repräsentieren, sich vertreten, sich überhaupt regieren und reglementieren zu lassen. die modernen it-kommunikationsmittel geben jedem einzelnen die scheinbare möglichkeit direkter partizipation an der weltweiten meinungsbildung, einflußnahme und machtentfaltung: "der souverän ist durch das internet souveräner geworden. nun fordert er seine neue macht ein" (michael seemann). nebenbei delegitimiert der neumächtige souverän die hergebrachten strukturen bürgerlicher politischer verwaltung und regierung ohne bisher auch nur ansätze einer neuen politischen strukturierung als tragfähige alternative anbieten zu können. die vereinzelung individueller poltischer ansichten und lebensstile trifft auf die destruktuiv wirkenden möglichkeiten einer spontan sich organisierenden und in einer diffusen gegnerschaft zum bestehenden sich manifestierenden masse.
wir sind bisher berechtigt zu folgenden feststellungen:
- der widerstand ist politisch ungerichtet, spontan und indivuduell motiviert - er schöpft seine energie aus der solidarisierung der schieren masse.
- er delegitimiert die parlamentarische und repräsentative demokratie und die autorität jeglicher verwaltung und regierung.
- er hat egalisierenden und vorplebiszitären charakter.
- selbst eigentlich apolitisch, entfaltet er seine politische wirksamkeit vorwiegend über die medien und beeinflußt so destrukturierend parteien und parlamente, gesellschaft und staat.
- er bleibt, will er politisch wirksam werden, angewiesen auf eine physische präsenz im öffentlichen raum.
- fassen wir die repräsentative demokratie des spätkapitalismus als einen zustand des "stillgestellten Bürgerkrieges" (agamben) in latenter heilserwartung, so ermangelt es z.z. noch gleichermaßen der überzeugenden politischen botschaft wie auch der organisierten politischen bewegung, um einen grundlegenden umsturz des systems mit aussicht auf erfolg und dauerhaftigkeit zu gewährleisten.
die jugendrevolte in großbritannien führte uns anschaulich das apolitische bewußtsein und die ungerichtete kriminelle energie gelangweilter privilegierter und chancenloser unterprivilegierter jugendlicher im staatsfreien raum vor augen. wo der staat unter aufgabe des gesetzes- und machtmonopols den gesellschaftsvertrag durch umgehung seiner schutzpflichten gegenüber gesellschaft und individuum bricht und auflöst, entsteht ein zwar formal gesetzes- und rechtsfreier raum, indes setzt sich das individuum folgerichtig wieder in seinen vormaligen natürlichen zustand einer durchaus rationalen selbsterhaltung durch eigenes recht (hobbes). in den staats- und rechtsfreien raum strömt das "gesetz des stärkeren". einerseits erkennen wir die gesellschaftspolitischen ergebnisse sozialer und ökonomischer spaltungen und desintegration, des staatspolitischen kontrollverlustes unter aufhebung des gesellschaftlichen ausgleiches, der aushöhlung der solidargemeinschaft, der politischen gleichberechtigung und der moralischen gleichwertigkeit innerhalb der spätkapitalistischen bürgerlichkeit, andererseits erleben wir eine jugend, deren verlust erlernbarer reflexkontrolle durch unzureichende erziehung und das fehlen authentischer akzeptabler und respektabler vorbilder in familie und gesellschaft zu hemmungslosen bedürfnisbefriedigung an gütern der konsumgesellschaft und zu ungerichteten gewaltakten (plünderungen, brandstiftungen, morde) neigt. der insurrektive krawall formulierte keinerlei politische forderungen und brachte keine revolutionäre zielsetzungen hervor; die aktionen des jugendlichen mobs waren geprägt durch die prämissen der spätkapitalistischen gesellschaft: disziplinlosigkeit in der aktion, mangelnde leistungsbereitschaft bei der durchführung, triebgesteuerte habgier, erhoffte risikolosigkeit durch abtauchen in der masse, konsumorientierte ausplünderung der gesellschaft bis hinab in ihre ärmsten schichten. ziel ist eine gleichheit auf basis des konsums, zum feind wird ein jeder, der scheinbar mehr zu konsumieren in der lage ist. die annahme der perspektivlosen, weder etwas zu verlieren zu haben, noch dauerhaft etwas gewinnen zu können, endet in der individuellen selbstlegitimierung durch vollzogenen ausschluß aus der gesellschaft und folglich auch in der aggression gegen seinesgleichen bis hin zur selbstzerstörung. die jugendliche insurrektion in großbritannien brachte weder einen klaren politischen gedanken, noch ein revolutionäres subjekt hervor. es bleibt vorerst anzunehmen, daß auch zukünftige bewegungen der jugend innerhalb des spätkapitalistischen systems ohne vorausgehende politisierung und organisatorische strukturierung ein rein spontan-destruktives verhalten in ihren aktionen entwickeln werden und somit leider keinen sinnvollen und fortzeugenden politischen ertrag einzubringen in der lage sind.
"besitzt man keinen anteil an der entscheidungsgewalt, so muß man sich im interesse der verantwortlichkeit diese macht verschaffen." (charles reich)
die sich seit der finanzkrise in den fortgeschrittenen staaten verstärkt über soziale netzwerke organisierenden spätbürgerlichen protestbewegungen, die ohne politische führer, ideologien und stringente zielsetzungen und unter temporärer und lokaler begrenzung agieren, werden nicht nur von anarchistisch gesinnten als vorbild neuer politischer einflußnahme unter der prämisse "basisdemokratischer" unmittelbarkeit gesehen. in zeiten einer erhöhten problemkomplexität, kurzer entscheidungsfristen, zahl- und folgenreicher kaum überschaubarer wechselwirkungen und der unmöglichkeit gesicherter prognosen auf die zukunft, so die apologeten, sei das spontane und ergebnisoffene wirken in bürgerinitiativen, teams und arbeitsgruppen die einzig zeitgemäße und wirksame form politischer betätigung. dem entspräche der niedergang der politischen lagerideologien und ihrer träger, der hierarchisch strukturierten und programmatisch ausgerichteten parlamentarisch wirkenden parteien. es bleibt indes die frage, was die verfechter der politischen spontaneität denn anstelle der parteien und der parlamentarischen repräsentation zu installieren gedenken und mit welchen kräften sie eine dauerhafte politische machtverschiebung erreichen, organisieren und entwickeln wollen.wer programmatisch im diffusen und beliebigen verharrt, wechselnde zielsetzungen formuliert, organisation, hierarchie, charismatische personen und administrative arbeit scheut, wird sehr schnell vergegenwärtigen, daß ihm elektive mehrheiten versagt bleiben und sein politisches bestreben bestenfalls vorübergehende destruktive wirkung entfaltet. auch wenn die etablierten systemparteien ausgelaugt und überlebt erscheinen, entfalten zivilistische bewegungen wie "occupy" oder hackergruppen wie "anonymous" nach heutigem stand der dinge in der spätkapitalistischen gesellschaft weder ein rebellisches noch gar ein revolutionäres potential und sind per definitionem nicht gewillt und in der praxis nicht in der lage den staat politisch dauerhaft in seiner substanz herauszufordern oder gar in seinen institutionen zu übernehmen. auch ein für revolutionäre umwälzungen weiterhin notwendiges "revolutionäres subjekt" ist vorerst noch nicht auszumachen, denn das politisch und ökonomisch niedersinkende postmoderne bürgertum scheut gewalt und zerstörung, derweil die zunehmenden unterschichten über materielles streben und punktuelle destruktion nicht hinauskommen. ihr temporär begrenztes taktisches bündnis ("wutbürger") versandete bisher in politischer ideenlosigkeit, ungerichteter artikulation, ermüdung.
"nur die idee, die fleisch wird, kann einfluß auf die menschen ausüben, die idee, die ein wort bleibt, kann nur worte ändern." (erich fromm)
"die demokratie lebt davon, daß jeder seinen vorteil von ihr erwartet; sie ist eine politische ordnung, die der ökonomischen vernunft am wenigsten im wege steht." (ernst niekisch) die politiker und individuen der bürgerlichen gesellschaften des spätkapitalismus, explizit der westlichen staaten, vergegenwärtigen sich nach siebzig jahren frieden (vom jugoslawien-bürgerkrieg großzügig abgesehen) im nordatlantischen raum nicht mehr, daß die breite akzeptanz der republikanischen, der demokratischen, der repräsentativen verfassungen in europa und der welt einzig auf dem ökonomisch fundierten politischen versprechen des sozialen fortschritts im sinne eines wachsenden "wohlstandes für alle" basiert. indes befindet sich die "ökonomische vernunft" im taumel und die ökonomische erschütterung und soziale erosion der gemeinwesen durch weltweite finanzpolitische und fiskale kisen im dauerzustand führt inzwischen auch in europäischen staaten (griechenland, spanien) zur zeitweiligen aufkündigung des gesellschaftlichen friedens, zur infragestellung des politischen systems, zu separatismus und zur radikalisierung sozialer gruppen. auch das vielgerühmte und vielbeschworene "demokratische bewußtsein" des "aufgeklärten" bürgers speist sich letztlich aus der ökonomischen und sozialen existenzsicherung der individuen und familien und nicht aus den politisch-philosophischen vertragstheorien intellektuell dominierter diskurse. gerät die historische voraussetzung der repräsentativen demokratie, d.h. die wohlsituierte bürgerliche gesellschaft ins wanken, zerreißt der schleier ökonomischen aufstiegs und wohlstandes, politischer gleichheit und sozialer gerechtigkeit, so ist jene durchaus gefährdet und geht ihrer soziokulturellen und gesellschaftspolitischen basis verlustig: ohne intakte bürgerliche gesellschaft und wohlstandsaussicht kann es keine repräsentative demokratie modernen zuschnitts geben. das bewußtsein einer realen oder vermeintlichen existenznot ist dem derzeitigen "planetaren kleinbürger" ein horrorszenario der bedrohung, welche ihn in der organisierten masse durchaus zu einem akt befreiender gewaltsamkeit verführen kann und ihn auch fernab aller demokratisch-pazifizierenden politischen spielregeln agieren laßt. krawallmacher und revoltierende kleinbürger sind wohl noch kein revolutionäres potential, doch stellen sie durch ihre gewaltsame politische entäußerungen wirksam infrage, was bisher jeder für unantastbar und selbstverständlich hielt und bereiten so den boden für die saat des kadmos und für die notwendige neue ordnung.
"radikal sein, ist die sache an der wurzel fassen. die wurzel für den menschen aber ist der mensch selbst." (karl marx)
(wird fortgesetzt)