politische positionen und fragmente

ich mache an dieser stelle nochmals darauf aufmerksam, daß der zweck dieser page nicht der wissenschaftlichen beweisführung, sondern der darlegung politischer schlußfolgerungen und deren progressiver entwicklung gilt. hier versammle ich fragmente zu politischen themen im hinblick auf deren nutzbarmachung und indienststellung im rahmen einer darlegung der neomoderne und des revolutionären weltstaates.

zur postmodernen bürger- und zivilgesellschaft:

die spätneuzeitliche verwandlung der machtpolitischen in eine sozialpolitische staatlichkeit und deren unterordnung unter die interessen von individuen und gesellschaftlichen gruppen brachte mit wachsendem wohlstand schwerpunktmäßig im westen jene derzeitige postmoderne bürgerliche zivilgesellschaft hervor, deren politische attribute politikverzicht und risikominderung, anspruchsdenken und verzicht auf staatliche machtentfaltung umfassen (forsthoff). die unterordnung der staatsraison unter gesellschaftliche gruppeninteressen, die vermeidung notwendiger repressionen gegen rechtsbrecher im innern und gegen aggressionen von außen, der irrglaube, daß ein politischer feind durch demonstrativen widerstandsverzicht nachhaltig zu beeindrucken und kulturell friedlich zu absorbieren ist, d.h. "durch den verzicht auf jede politische entscheidung einen rein moralischen zustand herbeizuführen" (carl schmitt), kennzeichnen die selbstgewählte machtlosigkeit eines gemeinwesens, dessen ökonomische und soziale üppigkeit - trotz aller faktisch ungleichen verteilung - die individuen dazu verleitet, das politische auf die sozioökonomische zustandswahrung und den erhalt der eigenen sicherheit zu reduzieren. im resultat löst der bürgerliche schein von chancengleichheit und das versprechen ökonomischer teilhabe den politischen machtkampf als einen kampf um fortschrittliche ideen und verantwortlichen machterwerb ab, wodurch die machtfrage für die gesellschaft ebnso obsolet wird, wie deren historische trägerschaften: die politischen parteien, bewegungen und massenorganisationen (preuß).

der postmoderne demokratische verwaltungsstaat als träger einer umfassenden ökonomisch-sozialen massenfürsorge darf es - will er nicht gefahr laufen, vollkommen zu kollabieren - nicht zum gesellschaftspolitischen ausnahmezustand kommen lassen (carl schmitt) und ist dementsprechend gezwungen, eine stete homogenisierung, harmonisierung und nivellierung der gesellschaft zu verfolgen: der einzelne muß zum erhalt des fragilen, permanent gefährdeten gesamten in die soziokulturelle totalität der spätkapitalistischen konsumgesellschaft gezwungen und integriert werden; das maß seiner reibungslosen und vollständigen einbeziehung unter den verordneten konsens ist das signum der macht in der postmoderne. da sich die scheinpazifizierende postmoderne bürgergesellschaft im selbstverständnis ihres konsenses der selbstgenügsamkeit jeweils als ein vollkommenes und absolutes setzen muß, endet sie in ihrem politischen verständnis ähnlich den revolutionsregierungen der vergangenheit: sie kann keine politischen gegner ihrer selbst mehr anerkennen, sondern sieht nur noch renegaten und kriminelle, verkommene rechtsbrecher und verabscheuungswürdige ignoranten, welche bereits auf den bloßen verdacht einer politischen abweichung hin über denunziation, gesellschaftliche ausgrenzung und politisch-rechtliche eliminierung selektiert, isoliert, stigmatisiert und unschädlich gemacht werden müssen. der hierzu notwendige sicherheitsapparat schmälert schrittweise - und natürlich unter ständiger beteuerung des notwendigen konsenses und des allgemeinen wohls - im dienste der wahrung des inneren friedens die politischen rechtsgrundlagen des einzelnen und lenkt ihn bevorzugt auf die möglichen ausweitungen seiner konsumorientierten freiheiten.

zur digitalen freiheit:

die bisherige exklusivität und isolation der gesellschaftlichen eliten und deren traditionelle vertikale hierarchien werden zunehmend abgelöst durch horizontal organisierte informelle netzwerke und kommunikationsstrukturen, deren wachsende komplexität dem individuum lediglich eine partikulare teilhabe an einer "kollektiven sozialen intelligenz" (michael maier) trotz vollen einsatzes seiner fähigkeiten garantiern kann. inwieweit multiple kommunikationsformen, virtuelle gemeinschaften, interdependente netzwerke und projektbezogene plattformen auch außerhalb bisheriger kommunikativer und medial gestützter arbeitsweisen zu neuen produktions- und arbeitsformen (friebe/lobo) führen werden, bleibt vorerst im ungewissen - eine ablösung der güterproduzierenden industrie und der vom staat abhängigen infrastruktur und administration durch solidargemeinschaften, kleingewerbe, frei assoziierte produzenten lokaler und regionaler art ist bei derzeit steigenden bedürfnissen einer wachsenden konsumorientierten weltbevölkerung nicht in sicht; gleichermaßen bisher nicht verifizierbar ist die weitverbreitete heilserwartung einer zunehmenden politischen demokratisierung, eines erweiterten offenen gesellschaftlichen diskurses oder gar einer gesteigerten sozialen verteilungsgerechtigkeit durch prozessuale technologisierung. indes kann ein "kultureller transformationsprozeß" über die zunehmend medial vermittelte "kollektive wahrnehmung von wirklichkeit" (michael maier) hin zur herstellung einer gesellschaftspolitischen konformität nicht geleugnet werden. das globalisierte rein informelle und zusammenhanglose begünstigt die erosion des überkommenen und die entfesselung der ungleichheit, der ungleichzeitigkeit, der persönlichen und kulturellen diskontinuität, die halt- und regellosigkeit. richtig erkannt wurde, daß der zustand der persönlichen politischen freiheit des individuums herabsinkt zur "freiheit als tätigkeit, die lebenschancen möglich macht" (dahrendorf), zur reinen wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen optionen der lebensgestaltung und selbstrealisierung. die politische partizipation des individuums als glied der bürgerlichen gesellschaft wird durch die überforderung der optionalen vielfalt, den aufbau einer virtuellen zweitrealität ("profil"statt/als lebenswirklichkeit) ohne weitere kontrollmöglichkeiten und die anonymisierung der digitalen meinungsbildungsprozesse untergraben; berechenbare kontrollmechanismen sind nur noch den spezialisten einer neuen digitalen nomenklatura und hierarchie einseh- und anwendbar, den netzwerkbetreibern als neuer digitaler herrschaftsschicht stehen vielfältige interssengeleitete manipulationsmöglichkeiten der einschränkung des diskurses zur verfügung; - vernunftbegabte autonomie und selbstbestimmung des handelnden subjekts stoßen aufgrund seiner digitalen atomisierung ins leere, seine persönliche politische freiheit wird innerhalb des konformitätszwanges der massengesellschaft weitgehend wirkungslos. die stete beschleunigung und dynamisierung des technischen und sozialen wandels einer digital durchdrungenen welt läßt jeglichen lebens- und selbstentwurf des individuums sofort zur makulatur herabsinken, der permanente situative anpassungs- und konformitätszwang verhindert den aufbau kohärenter erfahrung, persönlicher identität und kultureller kontinuität gleichermaßen, die gesellschaft geht einer geordneten langfristigen entwicklung verlustig; dem subjekt wird die persönliche politische freiheit über eine optionale ökonomisch-soziale wahlfreiheit als zwanghaftem dauerzustand zum individuellen wahlzwang, der gesellschaft gerät ihre entwicklung zur dauerkrise (hartmut rosa). dem gesellschaftlichen ausnahmezustand in permanenz korrespondiert neben jener vom keim des niedergangs, der gesellschaftlichen niederlage, dem gefühl der überlebtheit und des scheiterns befallenen figur der obsoleten mittelklasse u.u. eine weiterentwicklung des proteischen menschen (agamben; lifton) als eines neuen sich selbst begründenden nomaden, kriegers, waldgängers, urbanen einzelkämpfers, - seine entwicklung würde sowohl antibürgerlichen als auch aristokratischen prämissen huldigen.

zu tugend und moral:

in der globalen kommunikationsgesellschaft wird das private zum politischen, zum öffentlich wirkmächtigen und somit gleichermaßen für individuum wie gesellschaft zu einer quelle der kritik, des anstoßes und der gefahr.

im jahre 1955 bezeichnete hermann argelander den narzissmus als jene kommende charakterstruktur, welche alleine in der lage sei dem menschen zu ermöglichen, den herausforderungen der moderne standzuhalten. in der spätkapitalistischen postmoderne richtet sich der zwischenzeitlich im narzissmus (heute manifest als eine netzaffine selbstdarstellung und selbstmodelierung des subjekts zwecks individueller hervorhebung aus der massengesellschaft, wobei das private, subjektive, beliebige der öffentlichkeit dargeboten und somit zum politischen erhoben wird) geübte proteische mensch in lebensentwurf und -gestaltung vorwiegend individualistisch und unter konsumhedonistischer anregung aus, derweil er im gegenzug unter dem wunsch der aufrechterhaltung menschlicher beziehungen und sozialer partizipation seine persönlichen emotionen als eine erklärtermaßen unumstößliche, unmittelbare und quasi  aus einer "mystischen tiefe des selbst" emporquellenden persönlichkeitsmanifestation verstanden und unter den modeschlagworten der "authentizität" und der "selbstbestimmten" verwirklichung auch als gesellschaftspolitischen beitrag in anschlag gebracht und anerkannt sehen will. ideengeschichtlich durchaus in der tradition der romantik stehend und ein konstituierender teil der bürgerlichen selbsterfindung und selbstdefinition, werden pathos und affektion zur grundlage einer scheinbar evidenten "reinheit" und tugendhaftigkeit der person und unter den derzeitigen bedingungen einer erregungsdemokratischen aufmerksamkeitsökonomie eine art ureigensten kapitals des einzelnen individuums, welches unter ständig wechselnden gesellschaftlichen und politischen voraussetzungen in form von einfühlsamer empathie, leidender hingabe, moralischem weltschmerz oder gesellschaftspolitischer empörung abgerufen und über die allgegenwärtigen kommunikationsstrukturen als "gesinnung" in den pool der gesamtgesellschaftlichen "betroffenheit" eingespeist werden kann. subjektives pathos und manifeste ereiferung lassen sich folglich zum allseits anzuerkennenden und oft auch tatsächlich anerkannten politischen standpunkt und moralischen maßstab erheben und selbstbewußt auch vom rest der gesellschaft einfordern. daß sich die subjektive gesinnung in naiver weise selbst als ein vermeintlich ursprüngliches ins absolute setzt, sich verobjektiviert und zum erklärtermaßen unbedingten, d.h. nicht weiter hinterfragbaren maßstab persönlichen und - so sie zu politischer macht gekommen - auch öffentlichen handelns erhebt, ist historisch keineswegs neu, konstatierte doch schon hegel mit blick auf robespierre: die "subjektive tugend, die bloß von der gesinnung aus regiert, bringt die fürchterlichste tyrannei mit sich." neu indes ist die verbindung subjektiver und beliebiger gesinnung mit den it-kommunikationsmöglichkeiten in "jetztzeit" und in weltweiter präsenz, inklusive eines entgrentzen austausches von individuum, öffentlicher medien und globaler usergemeinschaft über soziale netzwerke in endloser wechselwirkung ständig neuer konstitution von meinung und gemeinschaft, wodurch zum einen durch die notwendige begrenztheit der subjektiven kenntnis der teil für das ganze genommen, und zum anderen durch zeitliche unmittelbarkeit bei folgender unmöglichkeit korrektiver eingriffe konflikte beschleunigt radikalisiert werden. eine allseitige gesellschaftliche interdependenz setzt über die sozialen und öffentlichen medien als katalysatoren emotionalisierter berichterstattung politiker, administration und regierung unter öffentlichkeitsdruck und in einen rein reaktiven handlungszwang.

permanente mediale präsenz, eine exhibitionistische transparenz, informationsaustausch in "jetztzeit", die beobachtung durch die "affinity groups" und der austausch des anonymen subjekts mit den öffentlichen medien befördern die politisierung und kriminalisierung von skandal und empörung im sinne einer sich zunehmend auch administrativ ausgestaltenden zwangsharmonierung der individuen zwecks erstrebter demonstrativer übereinstimmung der unter dem diktat des jeweiligen mainstreams wechselnden moralen fassade der öffentlichkeit mit dem persönlichen verhalten des einzelnen individuums, wobei der schein der medialen darstellung in form zwangskollektivierender und gleichschaltender, bereits vorgefertigter antworten und geschlossener rundumerklärungen dem gesellschaftlichen sein als leitbild aufoktroyiert wird. die idee eines gesellschaftskonformen lebens des einzelnen inklusive seiner "richtigen", d.h. angepassten und opportunen gesinnung unter anleitung einer maßgeblich von den medien beeinflußten und in der interaktion mit den sozialen netzwerken ständig neu festzustellenden öffentlichen moral wird letztlich in form einer forderung nach gesetzgeberischen maßnahmen an den staat delegiert und derselbe in die rolle eines umfassenden tugendwächters und einer immer weiter ausufernden disziplinierungs- und erziehungsanstalt im dienste öffentlich feststellbarer und permanent wandlungsfähiger meinungsartikulation gedrängt. die unablässige skandalproduktion der medien und der vernetzten öffentlichkeit fordert folglich eine sich ständig dem zeitgeist in seiner wandlungsfähigkeit anpassende reglementierung, trägt indes aber nicht zu einer sinnvollen konsolidierung stabiler gesellschaftlicher richtlinien und prinzipien bei, denn die erstrebte permanente transparenz des öffentlichen wie auch des privaten führt unweigerlich in die ereigniskette von vermutung, verdacht, enthüllung, entblößung, anklage, skandalisierung durch selbsternannte und selbstermächtigte trüffelschweine und tugendwächter. der zunehmend anerkennung findende "imperativ der sichtbarkeit" (byung-chul han) führt somit die spätkapitalistische gesellschaft in eine kultur des verdachts und des spektakels, derweil das individuum zu einer den leistungs- und konkurrenzdruck erhöhenden gesamttransparenz seiner person gezwungen und zunehmend erschöpft wird. der anpassungsdruck der meinungsgesellschaft speist sich gerne aus dem argument einer zunehmenden komplexität und ausdifferenzierung der gesellschaft durch individualisierte lebensentwürfe ihrer mitglieder und der daraus abgeleiteten notwendigkeit geistiger und gesellschaftspolitischer "mindeststandarts", indes mündet er in einer zwar wirkmächtigen und sich ausweitenden, aber dennoch niemals abgeschlossenen und zur ruhe kommenden selbstkontrolle des einzelnen individuums gemäß den konsensdiktatorischen vorgaben einer scheinbar homogenisierten mehrheit und ihrer gleichgeschalteten institutionen - in wirklichkeit entwickelt sich das permanent unter anpassungsdruck und selbstkontrolle stehende individuum in richtung einer innerlichen passivität, einer apolitischen, vorwiegend materiell und konsumorientierten privatheit aus dem gesellschaftlichen verband hinaus in eine nivellierung durch stumpfheit bei gleichzeitiger aufrechterhaltung medialer darstellung seines konstruierten und politisch korrekt durchkomponierten selbst inklusive verbaler tugendhaftigkeit und zur schau getragener politischer opportunität. während sich also die industriell-administrative disziplinargesellschaft in richtung einer die inhalte beliebig wechselnde medial-transparente kontrollgesellschaft entwickelt, bleibt bei gleichzeitiger nivellierung und sinnentleerung des bewußtsein der individuen und deren wachsender gleichgültigkeit bald nichts mehr zu kontrollieren - eine art dialektischer aufhebung, als deren affirmation ein neuer anarchentypus denkbar wäre.

zum neuen "sozialismus":

derweil sich die industrielle produktion und mit ihr jenes in gewerkschaften und parteien organisierte proletariat, welchem noch eine revolutionäre zielsetzung unterstellt werden kann, nach ost- und südasien verlagert, formiert sich in der westlichen welt seit zwei jahrzehnten der rest- und neusozialismus parteipolitisch in einer überalterten verbürgerlichten und ökologielastigen halblinken sozialdemokratie (geistig erschöpft, saturiert und selbstgefällig, politisch ohne fortzeugende perspektive und ohne revolutionäres potential), aktionspolitisch in einer jugendlichen utopisch-anarchischen boheme (weitgehend ideologie- und disziplinfrei, organisatorisch zerfasert und in der politischen praxis bestenfalls destruktivierend einsetzbar) und intellektuell in zirkeln einer kleinakademischen kultur- und feuilletonjournaille (vorwiegend selbstbezogene kritikaster, mit großem und geistreichem aufwand selbstrechtfertigend und milieubezogen um belanglosigkeiten kreisend, politisch randständig und revolutionär unwirksam).

die derzeitigen vordenker eines neuen "sozialismus" präferieren das politische konzept autokratischer massen bei gleichzeitiger anarchischer individualität des subjekts in einem von staatlicher lenkung, beeinflussung und reglementierung freien gesellschaftlichen experimentellen raum. das gesellschaftliche kollektiv soll sich bei idealen bedingungen in seiner komplexität staatsfrei entwickeln und prozesshaft angleichen, ausgleichen, homogenisieren. ökonomischer ausgleich, politische fairness, umwelt- und gendergerechtes verhalten und gesellschaftliche toleranz sollen sich über eine moralische eigenverantwortung und genossenschaftliche produktionsformen in richtung auf eine freie partizipation und assoziation aller individuen am planetaren gesamtprozess entwickeln und für jeden einzelnen menschen wohlstand, unversehrtheit und entfaltung seiner persönlichkeit sichern.

als ein erster schritt gilt heute wie im neunzehnten jahrhundert die marxsche "expropriation der expropriateure", z.z. als "wiederaneignung von enteignetem" (elmar altvater) bezeichnet: rohstoffe, landwirtschaft, infrastruktur, energie- und wasserwirtschaft, gen- und umwelttechnik, finanz- und produktionskapital, güterproduktion und -verteilung - schlichtweg alle formen geistigen und materiellen eigentums, welchem gesellschaftspolitische relevanz zueigen ist - sollen den transnationalen konzernen und dem globalen finanzmarkt wieder entzogen und und der allgemeinheit und gesamtheit der gesellschaft zu deren wohl und entwicklung übereignet werden. die bisher nationalstaatlich organisierten gesellschaften sollen durch schuldenanullierung, aufhebung des gläubigerschutzes, finanzmarkt- und bankenregulierung entlastet und unter neuen voraussetzungen wieder in den welthandel integriert werden. man hofft ferner auf die möglichkeit einer auf kommunikations- und informationstechnik voranzutreibenden integration der individuen in eine zukünftige globale "dorfgemeinschaft", in welcher sich die menschen unter der prämisse des gemeinnutzes quasi "planwirtschaftlich" selbstorganisieren. da indes der eigennutz orientierte mensch als das wesentliche problem einer umsetzung sowohl staatlich als auch gesellschaftlich organisierter planwirtschaftlicher modelle ausgemacht ist, verschiebt man das problem einer umsetzung auf die ebene genossenschaftlicher produktions- und austauschformen in form regionaler und lokaler kommunen der ökonomischen, sozialen und politischen selbstorganisation einerseits und an die möglichkeiten einer partizipation des individuums an open-source-formen (linux, wikipedia etc.) andererseits. hier bleibt das problem einer rechtlich, politisch und sozial garantierten egalitären und gerechten teilhabe aller individuen an einer sich immer komplexer ausformenden gesellschaft vorwiegend urbaner strukturierung.

die neuen anarchisten verbinden ihre kapitalismus- und globalisierungskritik mit den politischen zielen basisdemokratischer dezentralität, horizontalen organisationsstrukturen einer "vielfalt von gemeinschaften, vereinen, netzwerken, projekten in jeder denkbaren größenordnung" (david graeber) und der traditionellen utopie von staaten- und herrschaftslosigkeit, welche durch die prinzipiell offene entscheidungsfindung innerhalb der "affinity group" gemäß dem kooperations- und konsensprinzip zu autonomen und egalitären formen der selbstverwaltung führen soll - selbstverwaltung in anlehnung an die frühen egalitären lokalen und regionalen kommunen im kolonialen nordamerike (tocqueville; hannah arendt). politstrategisch soll mit den mitteln des zivilen ungehorsams, der demonstrativen gewaltlosigkeit (non violent direct action) und des passiven widerstands gegen die strukturen und den repressionsapparat des staates der öffentliche raum nach dem prinzip des "soft and fluid" infiltriert, angeeignet, besetzt, erobert werden, wobei ständige transparenz der aktionen, wechselnde partizipationsmöglichkeiten und entwicklungsoffenheit der zielanpassungen durch eine permanente feedbackanalyse via it-kommunikationsmöglichkeiten gewährleistet bleiben soll. das ganze wird z.z. als eine art selbstlegitimierung und spontankonstituierung friedliebender, demokratisch gesinnter und auf harmonische einheit zielender individuen gedacht, welche gewillt sind sich global als zukünftige weltgesellschaft zu formieren und jedermann politische teilhabe, soziale sicherheit und ökonomisches auskommen zu garantieren. betont wird hierbei die theoretische unterscheidung der erstrebten anarchie zur bloßen anomie, wobei indes unklar bleibt, wie angesichts der sich in lokale und regionale, in autonome und autarke selbstregulative organismen ausdifferenzierenden menschheit zum einen die gesamtheit und einheit einer weltgesellschaft erhalten bleiben  und zum anderen ohne wirksame sanktionsmacht und herrschaftsstrukturen ein allgemeinverbindlicher egalitärer und normativ wirksamer nomos durchgesetzt werden soll.

die bisher politisch in erscheinung getreten dezentralisierten und verbal der anarchie huldigenden organisationen (attac, anonymous, occupy, piraten, etc.) speisen sich z.z. aus dem utopiedefizit der spätkapitalistischen bürgerlichen gesellschaft, der spontanen, medial aufbereiteten empörung über offensichtliche politische, soziale und ökonomische mißstände und der einfachheit einer teilnahme ohne stringente politische festlegungen via internet. eine im kern vollkommen verbürgerlichte jugend kann sich hierbei bequem und ohne gefahr für leib und leben ihrem rebellischen drang nach dramatik, action und überhöhung des eigenen bescheidenen daseins in der stilisierung eines kampfes gegen das allgegenwärtige gesellschaftspolitische "böse" hingeben und gefahrlos teilhaben an der zur großen idee erhobenen nebulösen heilserwartung einer gratis-friedens-wohlstands-weltgesellschaft. wo es zu öffentlichen aktionen oder gar parlamentarischen exkursionen kam, verliefen diese mangels klarer politischer zielsetzung, programmatik und pragmatik, sowie aufgrund organisatirischenr und struktureller schwächen bisher bestenfalls zeitweise spektakulär und medienwirksam, indes ohne politische revolutionäre stoßkraft. letztlich wird auch im utopisch-anarchistischen lager der theoretische diskurs maßgeblich durch einzelne vordenker und nicht durch die vielgerühmte sogen. "schwarmintelligenz" bestimmt und bedarf es zur sichtbarmachung auch des geringsten gemeinsamen politischen willens des organisatorischen überbaus und der physischen präsenz in der öffentlichkeit.

zu staat und sicherheit:

mit steigender prozessualer und institutioneller komplexität scheuen hochentwickelte gesellschaften zunehmend die militärische entscheidungsfindung als mittel der durchsetzung politischer interessen und zielsetzungen; die unüberschaubarkeit der volkswirtschftlichen kosten, die unberechenbarkeit der verluste und das schwanken einer durch soziale netzwerke sich oberflächlich organisierenden und diffus artikulierenden öffentlichen meinung lassen z.z. militärische großkonflikte zwischen nationalstaaten oder politischen machtblöcken unwahrscheinlich erscheinen. der mediale konsumkosmopolit als ein im kern seinem wunschhedonismus -  und zwecks störungsfreiem genuß von sachgütern und moralischer integrität durchaus dem pazifismus, sofern dieser keine zu großen kosten verursacht, zugeneigt - verpflichteter individualist fordert politische teilhabe, materiellen güterausgleich, kompensierende gerechtigkeit, öffentliche transparenz und fortwährenden frieden. er lebt geistig aus der scheinbaren macht und wahrheit der daten, informationen und bilder des netzes und in vorläufig ständiger verbaler bereitschaft, sich über schwarmintelligenz und netzwerke zu artikulieren oder mit den mitteln von demonstration und flashmob physisch und als masse zu manifestieren. dieser planetare kleinbürger (agamben) und konsumhedonist des spätkapitalismus verweigert sich immer beharrlicher und folgenreicher einer gedanklichen rüstung und organisatorischen vorbereitung zum militärischen konflikt und kriegerischer gewaltanwendung, bei gleichzeitiger forderung uneingeschränkten schutzes seiner persönlichen unversehrtheit, seiners ökonomischen eigentums, seiner gesetzlichen rechte und gesellschaftlichen lebensverhältnisse an die staatsmacht. deren institutionen und autorität wiederum werden in zunehmendem maße anerkennung und gefolgschaft verweigert: einer medial vernetzten, gestaltlosen massengesellschat gegenüber haben regierung und parlament, behörden und verwaltung, beamtenschaft und diplomatie, polizei und armee, parteien und verbände innerpolitisch ein zunehmendes vermittlungs-, steuerungs- und legitimitätsproblem. hinzu treten die machtpolitischen globalen herausforderungen durch transnationale konzerne und internationale finanzmärkte, welche den bisherigen nationalstaat ökonomisch in die defensive drängen und ihn damit seiner letzten bisher nicht in frage stehenden reputation, der setzung und verteilung von sozialpolitischen wohlstandsdienstleistungen berauben. der über jahrhunderte dem feudalismus, der geistigen vormacht der kirchen, dem absoluten herrschertum unter blutzoll und verlusten abgetrotzte säkulare verfassungs- und rechtsstaat, dessen politische grundlage neben dem repräsentativen parlamentarismus die unteilbare gewalthoheit, das nur durch gesetze eingeschränkte staatliche macht- und repressionsmonopol war und ist, bleibt indes die einzige möglichkeit, jene kräfte wirksam zu sanktionieren, welche sich dem rationalen diskurs verweigern und durch individuelle willkür das gesellschaftliche zusammenleben - sei es im nationalen oder auch im internationalen rahmen - zu stören beabsichtigen. sowohl innergesellschaftlich als auch global wachsen die sozialen, kulturellen und religiösen spannungen, radikalisieren sich minderheiten, eskalieren irrationale fanatismen, um so wichtiger wird - will auch der planetare konsumhedonist seine sicherheit garantiert wissen - eine neuerliche durchsetzung des staatlichen gewaltmonopols von militär und polizei unter der rationalen kontrolle der durch legalität und legitimität ausgezeichneten regierungen, parlamenten, behörden sowohl im rahmen bereits bestehender und noch funktionsfähiger nationalstaaten als auch transnationaler staatlicher organisationen zwecks nationbuilding bei bisherigen failed states (fukuyama). sollen sicherheit und wohlstand von gesellschaft und individuum garantiert werden, können staatliche gesetzgebung, verwaltung, rechtspflege und exekutivmacht nicht zur disposition stehen. die sich konsumtiv und kommunikativ fortwährend ausdifferenziernden zivilgesellschaften drohen ansonsten durch unkontrollierbare segmentierung zur beute illegitimer herrschergewalt, irrationaler politischer und religiöser heilsbringer, ökonomischer oligarchen und sozialusurpatoren innerhalb eines refeudalen und privat gesteuerten prekariatskommunismus herabzusinken. es ist einer sich in segmente auflösenden massengesellschaft unmöglich, ohne anerkannte und durchgesetzte staatliche autorität und macht tragfähige und funktionierende parlamentarische repräsentations-, governale rechenschafts-, politische sicherheits- und sozialökonomische gerechtigkeitsformen zu entwickeln und fortdauernd zu etablieren. der traum einer anarchischen globalen kommunikationsdemokratie in herrschaftsfreier und sich selbst diskursiv herstellender ordnung ist und bleibt unrealistisch.

zum westen:

da die staaten des westens aufgrund des die öffentliche meinung der wohlstandsgesellschaften durchdringenden zeitgeistes nicht mehr bereit sind, durch politische repression und militärische aktionen unter eigenen verlusten ihr politisches und wirtschaftliches machtpotential zu erweitern und aufstrebenden konkurrenzmächten entschlossen und als einheit entgegenzutreten, scheint der derzeitige politische und ökonomische machtverlust des westens evident, fortschreitend und vorerst unumkehrbar. das aufstreben der großstaaten des asiatischen kontinents und die angekündigte verstärkte hinwendung der letzen westlichen großmacht zum pazifischen raum zeigen deutlich, daß die ökonomische und kommunikationstechnische globalisierung einer miltipolaren strukturierung des planetaren machtgefüges unter umgehung der bisherigen nordatlantischen dominanz vorschub leistet und die in ihrer zersplitterung verharrenden europäischen kleinstaaten vom machtpolitischen weltgeschehen zunehmend ausschließt. unwahrscheinlich ist die annahme einer zukünftigen "non-polarität" (richard haass) des weltpolitischen machtgefüges, d.h. eine art etablierung vieler mittelmächte im gleichgewicht der ohnmacht ohne ein welthegemoniales dominanzstreben imperialer mächte - die bisherigen welthistorischen kulturzentren (china, indien, europa/rußland, nordamerika, der islamische orient, vielleicht ergänzt durch brasilien/südamerika) werden auch in zukunft als zentren politischer, militärischer, ökonomischer und kultureller macht in den fortlauf des weltgeschehens einzugreifen in der lage sein und ihre kräfte und interessen in den fortschritt des menschengeschlechtes einbringen. es zeigt sich deutlich, daß der große flächen- und bevölkerungsstaat, d.h. eine gesellschaft, welche über menschen und ressourcen in ausreichendem maße verfügt, auch weiterhin als ein machtpolitisches zentrum mit ausstrahlung auf seine peripherie wahrzunehmen ist - es handelt sich hier durchaus um einen zwangsläufigen dialektischen umschlag von quantität in qualität, von potentieller in manifeste macht. somit wird der westen zwar machtverluste und den niedergang seiner bisherigen hegemonialen stellung hinnehmen müssen, indes wird keiner der zukünftigen mitakteure so mächtig und überlegen dominant werden können, wie es der westen im neunzehnten und zwanzigsten jahrhundert gewesen war, zumal die derzeitigen großmächte in einer interdependenten abhängigkeit und vorläufigen "wechselseitigen strukturellen nichtangriffsfähigkeit" (heinrich august winkler) verharren. die gesellschaften der welt werden vorübergehend multipolar und nicht "non-polar" organisiert sein.

eines dieser zentren bleibt auch in zukunft der nordatlantische raum unter einschluß rußlands. entgehen allen zweifeln behält er sein potential einer machtpolitisch starken position und bleibt weiterhin militärisch, technologisch, ökonomisch und gesellschaftspolitisch handlungsfähig. notwendig ist, will europa auch in zukunft als eine eigenständige und souveräne macht und als ein gleichberechtigter machtfaktor der globalisierung wahrgenommen, anerkannt und respektiert werden, eine erneuerung seiner geistigen rüstung zur bereitschaft, seine machtmittel expansiv und bei notwendigkeit mit aggressivität anzuwenden, wofür die politische und militärische einheit des europäischen kontinents - zuerst föderativ, später als ein machtpolitisch zentriertes staatswesen - unerlässlich scheint. weiterhin politisch anziehend und auf die bevölkerung der neuen großmächte über die weltweite kommunikationsvernetzung einfluß nehmend wirkt das westliche gesellschaftsmodell auf der grundlage der tradition der aufklärung und der revolutionen des achtzehnten jahrhunderts. die fundamentalpolitisch wirkenden ideen von 1776 und 1789, dh. die setzung der menschenrechte und menschenwürde, der individuellen politischen freiheit, der politischen, sozialen und ökonomischen partizipation, der politischen und rechtlichen gleichheit, der gewaltenteilung und rechtstaatlichkeit, der volkssouveränität und der repräsentativen demokratischen strukturen sind jene normen, welche der westen in die welt brachte und hinter welche auch zukünftig machtpolitisch unmöglich zurückgegangen werden kann. hinzu treten angesichts der bevölkerungsentwicklung die verteilungsgerechtigkeit und der zugang zu neuen technologien und kommunikationsmitteln, sowie zu den möglichkeiten verbesserter lebensbedingungen bei nahrung, medizin und sicherung der grungversorgung (kleidung, wohnraum, mobilität etc.). ferner ist auch dem sozialökonomischen wohlstandsmodell des westens im konsumorientierten spätkapitalismus seine weltweite anziehungskraft kaum abzusprechen.

da auch die zukünftigen multipolaren optionen angesichts der globalen herausforderungen durch klimawandel, überbevölkerung, ressourcenverknappung, migrationsströmen und wohlstandsausgleich lediglich etappen eines übergangsstadiums auf dem historischen wege der menschheit zum notwendigen planetaren weltstaat sein können, gilt es für europa und den westen zunächst, gleichermaßen die transatlantische, als auch die eurasische zusammenarbeit auf der geistigen basis einer neurlichen vergegenwärtigung und weiterentwicklung säkularer rationalität politisch und strukturell weiterzuentwickeln, um über die errichtung eines umfassenden machtpolitischen und technologisch-militärischen blocks unter führung des westens und hinzuziehung aller rational und säkular ausgerichteten teile des menschengeschlechts die geistigen und gesellschaftspolitischen irrationalismen aufzuheben.

zur mediokratie:

der derzeitige diskurs um die mediale meinungsvorherrschaft und politisch-interpretative deutungshoheit geschieht unter zunehmendem ausschluß der gesellschaftspolitischen gegenspieler und unter massiver meinungsmanipulation durch jene leitmedien, welche im dienste der liberal-demokratischen bürgerlichen ordnung danach trachten, einen auf homogenisierung und nivellierung abzielenden zwangskonsens durchzusetzen. hierzu wird verstärkt versucht, durch das mittel einer gezielten und politisch konnotierten themenauswahl und deren fortschreitenden und dauerhaften lancierung bei gleichzeitiger vermeidung und unterdrückung mainstreamkritischer positionen und themen sowie korrektiver informationen und abweichender ansichten den öffentlichen meinungsbildungsprozeß einzig im rahmen der bürgerlichen sozio-ökonomischen und gesellschaftspolitischen ordnung zuzulassen und propagandistisch zu beeinflussen. themenauswahl und sprachgebrauch sind hierbei grundlegende propagandistische mittel und politische waffen im massenmedialen gebrauch der neuen bürgerlichen mediokratie. sprache als eine der größen der konstitution von wahrgenommener realität (naser a. shrouf) dient hierbei über assoziative schlüsselbegriffe, symbolik, bilder und metaphern und deren sinnstiftender besetzung einer steuerung des öffentlichen rezeptionsprozesses und wird in ihrem kontextuellen und assoziativ gesetzten gebrauch zu einem wirksamen mittel der moralischen beinflussung und politischen mobilisierung des demos. selektion, interpretation und imagination erfolgen politisch zielgerichtet und in äußerster befangenheit und kritiklosigkeit zugunsten derzeitiger bürgerlicher machtinteressen (noam chomsky), wobei durch ideologisch gelenkten und instrumentalisierten sprachgebrauch, begriffsbestimmungen, themen- und wortwahl, aussagenein- und ausgrenzung, informationsunterdrückung und gezielte visuelle zugaben eine wahrnehmung von realität erzeugt und aufgebaut wird, welche mit nachdruck als die einzig "wahre" wirklichkeit behauptet und als solche der öffentlichkeit suggeriert wird. dem aufmerksamen beobachter indes offenbart sich dieselbe bei näherer prüfung der faktenlage lediglich als eine durch die medien vermittelte und politisch manipulierte sichtweise und als eine ideologische emanation der in der bürgerlichen ordnung etablierten politischen interessengruppen und deren zielsetzungen. vorrangiges ziel des durch massive propaganda der leitmedien manipulierten rezeptionsprozesses als eines die gesamte alltagskultur umfassenden und durchdringenden kommunikationsgeschehens mittels massenmedialer möglichkeiten sind die durchsetzung der dominanz und des alleinstellungsanspruchs der liberal-demokratischen ordnung der spätkapitalistischen gesellschaft im weltumspannenden ausmaß, sowie die gezielte schwächung ihrer gegner und missliebiger - d.h. von festgesetzten konsens abweichenden - meinungen und sichtweisen durch andauernde herabwürdigung, relativierung, ächtung und skandalisierung bis hin zu gesetzlichen maßnahmen und festlegungen in form von denk- und aussageverboten. die mediale mainstreampropaganda soll "durch  sedative oder konformistische botschaften die integration des einzelnen in die gesellschaft sicherstell(en)" (thymian bussemer), sowie die fortschreitende durchdringung der gesellschaft im dienste des spätkapitalistischen konsumhedonismus befördern, wobei ihre erfolge umso größer ausfallen, je mehr die geistig erschöpften intellektuellen schichten sich dem konformitätsdruck beugen und anpassen, und je wirksamer jegliche kritik frühzeitig durch sanktionsmaßnahmen staatlicher instanzen unterdrückt wird. im ergebnis wird der demos als souverän politisch entmachtet und findet seine partizipation am gesellschaftlichen geschehen lediglich noch als zuschauer und konsument.

zum digitalen demokratismus

im zeitalter der ökonomischen und kommunikativen globalisierung zeigen sich demokratische partizipationen als eine weltweit gleichermaßen durch bevölkerungsmehrheiten eingeforderte wie auch vorerst angemessen erscheinende politische form der weltweit expandierenden industrie- und informationsgesellschaft. zum problem wird hierbei neben der entfesselung des internationalen kapitals der verlust klar zuzuordnender politischer verantwortlichkeiten. einer zunehmenden gesellschaftlichen komplexität, ökonomischen verdichtung und sozialen herausforderung korrespondiert eine bereits seit dem 19. jh. sich ausbreitende "fundamentalpolitisierung der massen" (h.-p. ullmann), und als deren direkte folge - begünstigt durch demographisches wachstum bei unzureichenden sozialen und ökonomischen mitteln -  eine massive beförderung politischer und religiöser irrationalismen. der postmoderne spätkapitalismus befördert zur erzeugung eines politisch gleichgerichteten konsumhedonisten einen "eudaimonismus des massenlebenswerkes" (arnold gehlen) unter ausdehnung der toleranzgrenzen bis zu indifferenz und beliebigkeit, unter errichtung einer kollektiven gesinnungsmoral bis zur permanenten selbstkontrolle, unter einer privatisierung der interessen bis zum reinen anspruchsdenken und unter reduktion des politisch-historischen auf das aktuelle, die reine novität. dem über den digitalen zugang durch die mittel der ästhetik medial aufbereiteten blick des potentiellen konsumenten auf die welt als einer ansammlung beliebig abrufbarer waren entspricht eine aufhebung aller persönlichen distanz bei scheinbar notwendiger "demokratisierung der umwelt" (günther anders; jörg wittkewitz). diese im kern zutiefst apolitische übertragung des demokratischen gleichheitsprinzips auf sämtliche lebensbereiche des einzelnen wie auch der gesellschaft endet in einer neutralisierung und nivellierung aller an- und herausforderungen und befördert so in seiner politischen konsequenz das herabsinken des autonomen subjekts zum passiven konsumenten ökonomischer, politischer und ideologischer vorgaben.

zu breivik:

solch ruhm- und ehrlose tat kann nur geboren werden aus dem schoße einer ruhm- und ehrlosen gesellschaft, welche um des sozialen und politischen friedens willen permanent mit liberalistischem pathos an den gesellschaftspolitischen problemen vorbeiredet und den behaupteten politischen mainstream über tabuisierung, stigmatisierung und sakrosankte alternativlosigkeitsproklamationen im dienste einer massendemokratischen zwangsharmonierung und homogenisierung (carl schmitt) durchzusetzen bemüht ist. breivik kam indes nicht aus dem gesellschaftlichen nichts. er ist ein kind des überall aufkeimenden modernen irrationalismus, welchem eine ständige relativierung aller gesellschaftlichen werte und normen zugrundeliegt, ein kind der medialen patchworkgesellschaft der spätkapitalistischen postmoderne, ein kind der narzisstischen beliebigkeit und selbstdarstellung, der saturierten und selbstgefälligen ignoranz einer zivilgesellschaft, deren erregungs- und empörungspotential in äußerster anfälligkeit auf jegliche außerplanmäßige provokation und abweichung in beispielloser polithysterie kopflos und konzeptresistent reagiert und somit dem angriff eines unversöhnlichen feindes aus ihrer mitte hilflos gegenübersteht. breivik zählt zu jenen einsamen netzkriegern, die dem konformitätsdruck durch eine individuelle aufkündigung des gesellschaftsvertrages ausweichen und dem chor der sich beleidigt und erniedrigt fühlenden (hans hütt) durch seine tat für einen kurzen augenblick stimme verleiht, indem er die menschen vor entsetzen zum schweigen zwingt.

breivik wurde zum psychopathen deklamiert, womit sich die gesellschaft einer diskussion über die politischen dimensionen seines handelns enthoben hat. indes ist es nach der hegelschen rechtsphilosophie das recht des verbrechers, seiner strafe, in welcher er sich als ein rechtssubjekt wiedererkennt und anerkannt findet - gleich wie sich die gesellschaft zuvor in seiner tat in ihrer negation erkannt hat - teilhaftig zu werden, denn die annahme der strafe durch den verbrecher impliziert seine wiedereinsetzung in den kreis der vernunftwesen. die seit dem beginn des 20. jh.s im zuge der massendemokratisierung fortzeugend betriebene pathologisierung der politischen negation entfremdet uns den begriffen des politischen und des historischen gleichermaßen.

zur deutschen journaille:

die folgenden thesen sind ergebnis einer auseinandersetzung im mai 2011:

- wir halten eine journaille, welche zwischen berichterstattung und kommentierung, zwischen faktendarlegung und meinungsäußerung nicht mehr zu unterscheiden und publizistisch nicht mehr zu scheiden weiß, für überflüssig.

- als gebildete leser, studierte menschen und zahlende kunden brauchen wir tageszeitungen und einen journalismus, welche uns mit gesicherten informationen versorgen: wir brauchen deren informationen und nicht deren belehrungen.

- die menschen in deutschland haben es aufgrund ihres bildungsniveaus, der qualität der deutschen bildungsanstalten und der bereits erbrachten, jedermann zugänglichen forschungsergebnisse nicht nötig, sich von der deutschen journaille zu jeder passenden und unpassenden gelegenheit volkspädagogisch belehren und politisch indoktrinieren zu lassen - wir bedürfen keiner täglichen mainstream-gehirnwäsche oder politisch zielgerichteter bildungsnachhilfe durch tageszeitungen und journalisten.

- wir brauchen auch keine durch politik und journaille im sinne der political correctness forcierte begriffsnivellierung und -verwirrung, z.b. durch die meist unwissenschaftlich und politisch mit großer beliebigkeit gebrauchten modebegriffe des "rassismus" oder des "faschismus". ferner bedürfen wir keines schleichenden, indes durchaus zielbestimmten und manipulativen wandels im medialen sprachgebrauch durch wortschöpfungen mit politisch assoziativem symbolwert zur unterschwelligen beeinflussung der öffentlichen meinung. 

- wir bedürfen keiner historisch-gesellschaftspolitischen zwangsharmonierung bis zur inquisitorischen stigmatisierung abweichender oder bis zur pathologischen selbstkontrolle der nivelliert-angepassten im sinne einer deleuzeschen kontrollgesellschaft durch selbsternannte und selbstermächtigte volkspädagogen ohne jede übergeordnete, objektivierbare und kontrollierbare legitimation oder autorisierung.

- wir wünschen keine gehobene meinungsmache durch moralische zeigefingerweisheiten, keine unsachlichen indoktrinationen im geiste des mainstreams, keine pathosgesäuerten feuilletonpredigten.

- wir möchten ebenso kein feuilletonistisches kriegsgeschrei der halblinken oder halbrechten bürgerlichen intelligenzija, welche sich bisher auf ihre wehrdienstverweigerung und ihre friedensbewegtheit großes zugute hielt und sich gerne moralische überlegenheit zusprach. 

- gleichermaßen bedürfen wir weder der permanenten opferdiskurse, schuldzuweisungen und -eingeständnisse, noch der aufgebauschten und angeordneten zerknirschungen und selbstkasteiungen nebst bußübungen angesichts der leiden der menschheit zum zwecke einer ärmlichen einschwörung auf die postheroische zivilgesellschaft.

- ferner sollten wir immer im auge behalten, daß es sich bei der journaille um privatpersonen ohne jegliche politische legitimation handelt, welche für lohn im dienste von privatwirtschaftlichen unternehmungen stehen, die ihrerseits einem gewinnorientierten ökonomischen handeln unterworfen sind.

- wir wissen wohl, daß wir uns in deutschland im lande der schulmeister und kammerdiener, der besserwisser und errigierten zeigefinger befinden, daß wir der akademischen borniertheit und überheblichkeit pflegen, daß wir uns professionelle schreiberlinge aller art leisten, welche nicht die leiseste ahnung davon hegen, daß sie von der bevölkerung nebst politikern und managern zutiefst verachtet werden, daß die deutschen insgesamt, wie sloterdijk formulierte: gleich ob promoviert oder nicht promoviert, ihre höchste befriedigung darin erblicken, andere herabzusetzen, wobei der deutsche - mit brecht zu sprechen - ja selbst der höflichkeit verachtung beimißt. indes sollten wir es - und wir nehmen uns bei all dem nicht aus - nicht bei einer solch traurigen selbstreflexiven bilanz bewenden lassen.  

alain badiou zur zukünftigen politik:

"über die entworfene politik...weiß man, mindestens seit 1793, dass sie heute nur egalitär und gegenstaatlich sein kann, die bahnung der generezität der menschheit und der dekonstruktion der schichten, des ruins der differentiellen oder hierarchischen repräsentationen und des aufstiegs eines kommunismus der singularitäten in die historische und soziale dichte" (manifest für die philosophie, 1989/2010, 106). - großartige formulierung! indes liegt ein grundlegender denkfehler in der eingangs proklamierten gegenstaatlichkeit als zwingender oder auch nur möglicher funktionalen größe zukünftigen politischen handels, so es denn in der erstrebten praktizierung erfolgreich sein will. die zurückdrängung oder gar aufhebung der staatlichkeit zugunsten einer selbstregulativen gesellschaftlichkeit wird der bisherigen politischen empirie gemäß die gesellschaftliche schichtung heillos vertiefen und lediglich neue hierarchische repräsentanten hervorbringen; sie bringt eben keinen "kommunismus der singularitäten" in die "soziale dichte", sondern führt badious eigenen determinanten entsprechend die singularität statt in die subjektivierung in eine individualisierung materialer abhängigkeiten und politischer unmündigkeit: in einen kommunismus der prekariate. soll die "entworfene politik" alle übrigen obigen zielsetzungen im globalen maßstab dem menschengeschlechte zum fortschritte umsetzen, bedarf sie am dringlichsten der formell uneingeschränkten machtmöglichkeiten eines revolutionären staates implizit alleinigem gewaltmonopol und notwendiger politischer weisungsbefugnis. - war doch die eingangs angesprochene herrschaft der montagne 1793/94 frankreichs revolutionär erhabenste zeit und ermöglichte in der folge seine höchste entfaltung.

zur herausforderung durch den islam:

der islam in allen seinen ausprägungen ist zu subsumieren unter die permanenten herausforderungen des geistesgeschichtlichen und politischen fortschritts durch den irrationalismus. in diesem sinne muß eine zielgerichtete auseinandersetzung der neomoderne mit dem islam als ein zusammenstoß politischer machtentfaltung, intellektueller deutungshoheit und kultureller herrschaftsansprüche angenommen werden. übergeordnet steht die verpflichtung der modernen machtstaaten auf ihrem weg zum weltstaat, das gorgonenhaupt der irrationalismen solange beständig zu dezimieren, bis es letztlich endgültig in den historischen staub rollen muß. insofern ist der islam aufgrund demographischer faktoren (bevölkerungswachstum in den islamischen staaten und wachsende migrationsgruppen in den westlichen gesellschaften) nur die z.z. auffälligste kraft eines auch in der westlichen gesellschaft zunehmenden irrationalismus der durch die herausforderungen der globalisierungsmoderne verunsicherten massen. wie allen wirkmächtigen religiösen ideologien und bewegungen ist auch dem islam eine historische und geistesevolutionäre bedeutung innerhalb vergangenen fortschritts der kulurellen und politischen organisation menschlicher gesellschaften nicht abzusprechen - indes ist sein heutiger gesellschaftspolitischer anspruch als regressiv und seine intellektuelle entwicklung als geistesgeschichtliche minderleistung zu bezeichnen (zur problematik des islam und seines entwicklungsdefizits in der konfrontation mit der moderne wurde von tibi bis sloterdijk bereits alles dargelegt).

 

zum islam (II): 

innerhalb der irrationalismen kommt dem islam insofern gesteigerte politische wirkmacht zu, als daß bei außerachtlassung theologischer thematik sein ideologischer reiz und seine gesellschaftpolitische stärke auf den gebieten förmlicher egalisierung der massen, stringenter gesetzesanwendung und der legitimierung von herrschaftsverhältnissen liegen. stringenz, schlichtheit des kultus und die möglichkeit gesteigerter transzendenter abstraktion vermögen auch dem kämpfenden menschen durchaus respekt und achtung abzuringen; gleiches gilt in bezug auf die betonung kriegerischer männlichkeit, universeller entität und hegemonialen anspruchs der kämpfenden gemeinschaft (levi-strauss). für die kampf- und wehrunwillige demokratisch-pluralistische offene gesellschaft (popper) des westens und ihren unseligen tendenzen zu indifferentem werterelativismus und pazifizierendem konsumhedonismus ist eine im praktizierten kern durchaus kriegerisch-aggressive herausforderung wie sie z.z. durch den islam geschieht, alleine schon durch die konsequenz ihrer position ein ernstzunehmender gegner. dem westen mag insofern die bedingungslose außenpolitische konfrontation erspart bleiben, als daß die verschiedenen islamischen staaten und glaubensrichtungen sich ihren rivalitäten hingeben (sloterdijk) und eine steigerung materiellen wohlstandes und konsumismus das demographische wachstum umkehren; somit würden die gesellschaften der islamischen welt quasi ökonomisch und kommunikativ unterwandert und der moderne unterworfen, wobei sich erfahrungsgemäß radikale tendenzen vermindern (gunnar heinsohn). dennoch bleibt es die historische aufgabe und politische pflicht des westens und des fernen ostens, ihren geistigen, politischen und ökonomischen herrschaftsanspruch mit dem ziel einer machtentfaltung der moderne beharrlich und konsequent bei zu erstrebendem ökonomischen und sozialen ausgleich gegen die völker des südens durchzusetzen.

für die bestehenden nationalstaaten des westens und des fernen ostens bleibt vorerst das innenpolitische problem der sich bildenden parallelgesellschaften organisierter islamischer migrantengruppen. hier bedarf es einer verschärften politisch ausgerichteten bildungspolitik und der bedingungslosen unterwerfung unter die dienst- und wehrpflicht bei gleichzeitiger anerkennung aller staatsbürgerrechte mit dem ziel der heranbildung der migrantenjugend zu staatstreue und politischem verantwortungsbewußtsein unter auflösung der ghettoisierung sowie familiärer und tribaler strukturen. 

die position des zukünftig zu entwickelnden revolutionären weltstaates und der neomoderne gegenüber dem islam als religiöse und politische ideologie ist aber unzweifelbar eine kritisch-gegnerische: der islam zählt zu den religiös-politischen irrationalismen, deren überwindung ein gebot des fortschrittes des vernunftbegabten menschengeschlechts ist. hier gilt, daß staatsbürger ist, wer sich zur idee des planetaren imperiums, d.h. dem revolutionären macht- und weltstaat bekennt und für diesen in die schranken tritt.   

zum islam (III):

derweil uns die bürgerliche politk und die halblinke journaille die reaktionäre ideologie des islam und dessen irrationale anhängerschaft, seine unverschämten behauptungen und aktionen, seine potentiell gewaltbereiten expansionistischen anmaßungen, wie auch seine gewaltbeladene geschichte durch eine im sinne des multikulturalismus manipulative thematische dauerberieselung mit dem ziel der durchsetzung halblinker deutungshoheit und der thematischen besetzung des öffentlichen und politischen raumes relativiert und in heilloser anbiederung als im sinne des gesellschaftlichen friedens unabwendbar anzudienern versucht (wobei der schwächliche bürgerliche staat und die derzeit schwankende bürgerliche wertegemeinschaft auch vor den krudesten interpretationen und rechtsbeugungen nicht zurückschrecken), gilt es für den in der tradition neuzeitlicher europäischer aufklärung stehenden vernunftbegabten menschen, grundsätzliches zu konstatieren:

- alle religion ist irrationalismus und aller religiöse glaube ist aberglaube.

- der subjektive glaube, die persönliche befindlichkeit, das individuelle gefühl rechtfertigen nichts und sind weder objektivierbar, noch in irgendeiner art und weise für die gesellschaft verbindlich, d.h. aus persönlicher befindlichkeit kann keine gesellschaftliche verbindlichkeit abgeleitet werden und das subjektive kann durch die gesellschaft weder befriedigt, noch befriedet werden.

- alle religion ist absurder anthropomorpher unsinn, religiöse überzeugungen und darlegungen sind abstruse phantastereien, lüge und betrug, religiöse organisationen speisen sich aus ressentiments, herrschsucht, machtgier und krimineller energie.

- religiöse ausrichtung bedeutet für das individuum willentliche unterwerfung unter eine absurde fremdbestimmung ohne jegliche beweiskraft oder legitimität, für die gesellschaft eine aushöhlung der rationalität und der bürgerlichen rechte, sowie eine relativierung der gesetze und der öffentlichen ordnung.

- der islam ist durch fehlgeleitete demographische entwicklungen die z.z. am stärkste wachsende sozialpathologische ideologie- und gruppenbildende herausforderung von rationalität, aufklärung und frieden ohne daß derselbe irgendeine fortzeugende gesellschaftspolitische vorbildfunktion erfüllen könnte.

polemik:

dem kämpfenden menschen vergeht kaum ein tag, an welchem ihm nicht das heillose herumgedümpele der menge im geistigen flach- und brackwasser der schulgelehrtheiten die dinge sauer werden läßt. man darf sie einfach nicht dulden, die armseligen mucker der katheterweisheiten, die obergefreiten, welche hannibal kritisieren, die feisten reserveoffiziere und wohnzimmergenerale auf dem wohlstandssofa, die bonaparte belächeln, weil er nach zwanzig jahren krieg seine letzte schlacht verlor, die halbstudierten plattgeister, die jeden unsinn für ihre examina auswendig lernen und sich erhaben fühlen über den lebenswandel kants und das schicksal nietzsches. wir mögen sie nicht, jene wohlstands- und bildungsbürger, welche glauben durch ihre pragmatischen halbweisheiten in bwl-färbung und ihre bauernschlauheit beim übervorteilen unbedarfter oder gleichgültiger hätten sie einen vorsprung gegenüber den tiefen denkern - quasi durch die hintertür des "wirklichen lebens" - und dürften mit gespielter süffisanz oder schmierigem pathos die prinzipien der wissenschaft und des denkens relativieren um der eigenen vorteilhaften position willen. da der einfalt wie auch der dummheit durch wissen und guten willen kaum beizukommen ist, wird wohl nur die option bleiben, ihre träger zum verstummen zu bringen und politisch zu neutralisieren. es gab sie wohl zu allen zeiten, die wasserträger und speichellecker, die kleingeister und trüffelschweine, welche - zu schwach für ein freies und pflichtbewußtes leben - sogar noch für das leben eines guten knechtes an aufrichtigkeit ermangeln, und zu aller zeit hat man sich ihrer bedient, sie nach maßgabe entlohnt und nach getaner arbeit wieder in ihre zweifelhafte niedertracht entlassen. heutzutage indes werden solcher menschen erfolge gesellschaftspolitisch interpretiert, moralisch gerechtfertigt und medial überhöht, ihre kleinkrämertaktik als große strategie gefeiert, ihre niederen instinkte durch die macht des faktischen geadelt; sie beherrschen die medien, durchdringen wirtschaft und verwaltung, bevölkern die gewählten parlamente und dürfen ihrer sache innerhalb des fortbestandes eines libertären kapitalistischen systems sicher sein.

kraftgrade:

nietzsche stellte seine zeit als ein jahrhundert abnehmender kraftgrade fest, und wir können zusetzen, daß diese entwicklung sich im folgenden jahrhundert fortsetzte. für die gleiche politische tat galt ihr träger 1930 als ein revolutionär, 1950 wenigstens noch als rebell, 1970 bereits als terrorist und heute gilt er bestenfalls noch als ein nonkonformer verirrter psychopath, als ein gemeiner krimineller. die kräfte der revolution ermatteten und starben einen ruhmlosen tod durch indifferenz und ignoranz des gesellschaftlichen umfeldes, d.h. an der altersschwäche einer zunehmend bequemen, degenerierten, materiell befriedigten und daher befriedeten bürgerlichen gesellschaft, deren ziele sich in gesichertem genuß und umgehung aller gefahrenpotentiale erschöpfen und deren einziges kampfmittel, ein pazifizierender parlamentarismus, ein weitgehend inhaltsleeres konsensdenken hervorbringt. die ultimative politische tat wird nicht mehr als eine politische erkannt oder gar in ihrem anspruch übergeordneter historischer zielsetzung anerkannt und somit geht alle revolutionäre stoßkraft mangels reflexion durch die gesellschaft ins leere und erscheint letztlich als ahistorisch und antagonistisch. die revolutionäre zielsetzung und der politische kontext werden schlichtweg nicht mehr begriffen oder gezielt geleugnet, womit eine jede revolutionäre tat bereits im ansatz obsolet wird. keine drangsal oder ungerechtigkeit konnte bisher die bürgerliche sorge um sicherheit und einem ungestörtem privatleben zugunsten eines vorantreibens des historischen prozesses in richtung auf eine veredelung des menschengeschlechtes schmälern, wobei erschwerend hinzutritt, daß es zur zeit jeglichen politischen organisationen nebst den noch verbliebenen revolutionären widerstandsbewegungen sowohl an visionärer kraft, als auch an fortzeugender politischer programmatik ermangelt. wo im spätkapitalismus politischer widerstand zur ausfaltung kommt, definiert er sich über negationen und verweigerung, statt revolutionäre alternativen gesellschaftspolitischer umgestaltung zu entwickeln und kämpfend voranzubringen. bürgerinitiativen in temporärer und thematischer begrenzung ergeben kein revolutionäres potential und bringen bisherigen erfahrungen zufolge keine dauerhaft kämpfende politische organisation hervor, welche über die eroberung der parlamente und der straße an die macht gelangen könnte.

polemik (II):

widerlich wird dem vernunftbegabten kämpfenden menschen das heuchlerische gejammere bürgerlicher sonntagsprediger und pfründenwahrer über die zunehmende gewaltsamkeit und brutalisierung von teilen der jugend und der migranten, über wachsende kriminalität und widerstandsbereitschaft, über den niedergang von gesetzestreue und moral. besorgt und schreckerfüllt konstatieren die potentaten des spätkapitalismus gesteigerte aggressionspotentiale und fürchten plötzlich um den politischen und sozialen frieden, d.h. in diesem fall jenen frieden, welcher es dem kapital und der wirtschaft erlauben, ungestört über die sich ausweitenden mechanismen des marktes mensch und welt einer zunehmenden inwertsetzung zu unterwerfen und auszubeuten. konkurrenz und erfolgsstreben, besitzstands- und leistungswettbewerb, flexibilität und eisatzbereitschaft eines jeden einzelnen waren jene propagierten, reichtum, glück und jugendlichkeit verheißenden schlagworte, welche den menschen in den letzten beiden dekaden vom kindergarten an über schule, studium, ausbildung und beruf bis in das freizeitverhalten hinein den magnaten des kapitals gefügig machen sollten. doch die fortschreitende technisierung und verwirtschaftlichung aller gesellschaftlicher bereiche duldet den menschen nicht als einen mentalen oder physischen schwachpunkt im system, sondern fordert seinen totalen einsatz und vollkommenen verzehr bei steigender größe der einsetzbaren mittel und fortschreitender schrumpfung der subjektiven möglichkeiten. wie sollten angesichts solcher herausforderungen durch die dynamik von selektionsdruck und glücksverheißung die menschlichen aggressionspotentiale außenvor bleiben? zu solcher naivität und unverfrorenheit scheint nur fähig zu sein, wer allen ernstes glaubt, es würde ihm auf dauer gelingen und erlaubt sein, seine mitnahmementalität auszuleben und ungestört im genuß seiner beute zu verbleiben.   

(wird fortgesetzt)