neues planetares imperium

neomoderne und kosmokratischer totalitarismus

"die weltgeschichte ist der fortschritt im bewußtsein der freiheit. diesen fortschritt haben wir in seiner notwendigkeit zu erkennen." (hegel)

ziel künftiger planetarer ordnung muß es sein, die bestehenden gegensätze aufzuheben und gemäß dem dialektischen prinzip in ein neues, höheres, fortzeugendes zu transformieren.

 

das neue planetare imperium wird in der zeit seines ausgreifens und seiner ausreifung staat und sich ausdehnende front sein. seine prinzipien - gleich wer ihr träger sei - werden vorerst autoritativ, kriegerisch, militärisch, bolschewistisch sein.

 

der neue staat wird arbeits- und kampfstaat sein müssen, seine gesellschaft ein feldlager, seine verfassung eine heeresordnung, seine regierung ein generalstab des geistes in ständiger auslese und ergänzung, seine soldaten werden gleichzeitig arbeiter, krieger, studierende sein. rationalität, bildung, arbeit, waffengebrauch und kampfbereitschaft sind seine konstituierenden elemente.

ein zukünftiger weltstaat kann notwendigerweise nur machtstaat sein.

ausdruck seiner macht - welche zum absoluten, unumschränkten tendiert - wird das umfassende urbane, industrielle, kommunikative sein. seine natur ist totale mobilmachung, permanente bewegung, vollkommener verzehr von mensch und ressource.

in seiner letztendlichen ausprägung wird dieser revolutionäre macht- und weltstaat als der wahre und wirklichkeit gewordene leviathan zu bezeichnen sein.

die zukünftige moderne wird dem menschen eine erfüllung diktieren, welche fernab persönlicher glücksmomente zum ultimativen vollzug drängt. 

 

der mensch als ursprung, träger und ziel neuer ordnung muß hierzu herr werden über auseinanderklaffende gegensätze, das neue erheben, die widerstände unter seinen fuß zwingen. 

vorab eine apodiktische feststellung: hinter jene, die moderne konstituierenden und gestaltenden faktoren, d.h. die rechtliche und politische egalität der individuen, die fundamentalpolitisierung der massen und demokratisierung der öffentlichen willensbildung, die ökonomisierung und rationalisierung der gesellschaft, die prinzipien der objektivierbaren wissenschaftlichkeit und eines norm- und rechtssystems mit universellem anspruch, die industrielle massenproduktion und den massenkonsum, die kommunikative nivellierung und die massenkultur, die wachsende globale - noch im geiste des kapitalismus sich vollziehende - strukturierung der wirtschaft und die zunehmende internationale politische entscheidungsfindung, kann politisch, organisatorisch und strukturell nicht mehr zurückgegangen werden. völlig abwegig ist auf dauer das bestreben ethnischer und politischer minderheiten zu eigenstaatlichkeit, separation, regionaler abgrenzung oder gar nationaler autarkie. angesichts der umfassenden globalen problemstellungen, welchen sich das menschengeschlecht in seiner gesamtheit herausgefordert gegenübersieht, muß unser denken und handeln auf die notwendigkeit planetarer lösungen gerichtet werden. sollen lösungsansätze zukünftig wirksam durchgesetzt werden können, bedarf es globaler strukturen und weltumfassender administration mit der uneingeschränkten möglichkeit zur anwendung politischer und gesellschaftlicher zwangsmittel. dies wiederum erfordert ein denken auf einen neuen machtstaat imperialen anspruches und planetarer ausweitung.

die fortschreitende politisierung und egalisierung der massen zum zunehmend gleichförmigen demos der neomoderne, sowie die wachsende demokratisierung der öffentlichen willensbildung erzeugen in ihrer organisatorischen ausformung keineswegs zwangsläufig demokratische regierungsformen oder parlamentarische systeme westlicher ausprägung. bei wachsender weltbevölkerung und dadurch vorerst sinkendem bildungsniveau der massen, ökonomischer produktions- und wissenskonzentration einerseits und sozialen verteilungskämpfen andererseits, multinationalen konzernen und widerstrebenden national- und regionalstaaten, sowie einem neuerlichen erstarken der irrationalismen werden weltumspannende repräsentativ-demokratische parlamentarische strukturen auch innerhalb des sich ausdehnenden neuen revolutionären machtstaates vorerst unwahrscheinlich und demokratische legitimationen bestenfalls plebiszitärer art sein. angesichts der globalen politischen, ökonomischen, sozialen und ökologischen herausforderungen bedarf der zukünftige revolutionäre machtstaat autoritativer strukturen und muß sich als einzige politische gewaltmacht setzten - er kann somit kein mehrparteienstaat sein. indes kann seine poltische ordnung und legitimation insofern zumindest als republikanisch bezeichnet werden, als sie eine herrschaft unter verfassung und gesetzen sein wird und jedem menschen über arbeits-, dienst- und wehrpflicht jene möglichkeiten der partizipation einräumt, wodurch er sich in die uneingeschränkten politischen rechte setzt.

das wunschdenken wohlstandsbürgerlicher herkunft auf eine sich von selbst an- und ausgleichende multikulturelle weltgesellschaft wachsenden wohlstands und fortschreitender menschlicher harmonie geht vollkommen in die irre. vielmehr ist zu konstatieren, daß die vielbeschworenen kräfte der gesellschaftlichen selbstreflexion und selbstregulierung ob der politischen, ökonomischen und kulturellen interessensgegensätze einzelner nationen und gesellschaftlicher gruppen weitgehend versagt haben. letztlich endet auch jede gesellschaftliche selbstorganisation in quasi-staatlichen strukturen, ohne jedoch politische und soziale gerechtigkeit und ökonomischen ausgleich herzustellen oder garantieren zu können. alle menschliche organisation bedingt und erzeugt hierarchische verhältnisse - die vorstellung glückspendender anarchie ist ein theorem, welchem die wirklichkeit verschlossen bleibt (abgesehen davon, daß gesellschaft und anarchie auch als begriffe im widerspruch stehen). eine selbsterlösung des menschen durch gesellschaftliche praxis oder gar eine "selbstbefreiung" durch die mittel der wissenschaft (k.-r. popper) bleibt eine politische selbsttäuschung des verblendeten bürgerlichen individualismus der neuzeit (ernst niekisch). ferner ist eine der vernunft verpflichtete und verbindliche rechtssetzung und -durchsetzung zum schutze und nutzen des einzelnen wie der gesellschaft unter gesetzen nur möglich durch übergeordnete und unabhängige staatliche instanzen und deren politische und administrative machtmittel. hieraus folgt, daß angesichts der größenordnung der globalen problemstellungen wieder konsequent auf die politische institution des staates als übergeordnete administrative und politische gewaltmacht gedacht werden muß. dieser machtstaat der neomoderne muß in planetarem ausmaße entwickelt und mit universellem anpruch behauptet werden, er wird den primat von staatlichkeit und politik wiederherstellen.

der grundlegende widerspruch der ausgehenden postmoderne als dem zeitalter der "abschaffung des universellen" zugunsten der partikularismen (alain badiou) wie auch der beginnenden neomoderne, d.h. der widerspruch zwischen einer sich rasant ausbreitenden und zunehmenden gesellschaftlichen komplexität, welcher das individuum rigoros unterworfen ist, will es in seiner fortentwicklung auch persönlich bestehen und dem damit aufs engste verflochtenen bedürfnis nach intellektueller und emotionaler reibungslosigkeit und harmonie, bleibt vorerst unaufhebbar. zur aufhebung und überwindung dieses widerspruches würde es eines neuen menschen bedürfen - indes sind die großexperimente des 20.jhd.s (gleich ob psychosozial oder biologisch konnotiert) zur zwanghaften entwicklung eines neuen menschentieres als gescheitert anzusehen und brauchbare konzepte zu einem neuerlichen anlauf trotz fortschreitender kenntnisse der genforschung und der neurobiologie noch nicht in sicht. aus dem noch unaufhebbaren widerspruch komplexität-harmonie resultiert direkt der folgenschwerste gesellschaftpolitische widerspruch der moderne, jener zwischen rationalem denken und dem ihm entgegenstehenden irrationalen gefühls- und glaubensleben. dieser widerspruch allerdings kann durchaus wissenschaftlich entkräftet und machtpolitisch aufgehoben werden, so wir den willen dazu aufbringen und die ethischen und politischen konsequenzen zu tragen und zu verantworten bereit sind.

der derzeitige nationalstaat mag als sprachliche, kulturelle und infrastrukturelle einheit noch eine kurze zeitspanne der geschichte für sich haben - unter politischen, ökonomischen, ökologischen und kommunikativen gesichtspunkten ist er ein auslaufproblem und nahezu schon überwunden. als politischer machtstaat ist er nicht mehr dauerhaft wirksam und als weltpolitische ordnungsmacht unmöglich geworden. er wird zusehends aufgehen müssen in eine globale kulturelle und technokratische zivilisation, einen industriell-miltärischen weltstaat, ein neues planetares imperium.

 

die machtpolitische ablösung des auf dem durch vertrags- und naturrechtstheorien, rechtspositivismus und institutionalismus basierenden souveränen nationalstaates schreitet zugunsten supranationaler rechts- und machtpolitischer institutionen unumkehrbar fort. der machtpolitischen errosion der nationalstaaten und ihrer außen- und innenpolitischen souveränität folgt konsequenterweise eine ablösung der staatenkriege durch multinationale militäreinsätze mit dem charakter von strafexpeditionen und polizeiaktionen. das planetare imperium als expandierender machtstaat wird folgerichtig bei globaler ausbreitung alle außenpolitik zu innenpolitik transformieren; seine polizeikräfte werden in militärischem einsatz stehen und sein militär wird polizeiliche aufgaben übernehmen. militär und polizei werden somit zu einem einzigen das unumschränkte gewaltmonopol des staates ausführenden exekutivorgan organisiert werden müssen. die denkbaren zukünftigen gewaltakte werden die niederschlagung von bürger- und bandenkriegen, verteilungskämpfen, insurrektionen und seperationen, anarchie und organisierter kriminalität, sowie die bekämpfung politischer oder religiöser fanatiker und terrorgruppen umfassen.

asymmetrische kriegsführung, cyberwar und terrorismus (münkler) werden zu existentiellen problemen nur in einer offenen, liberalistisch-kapitalistischen gesellschaft, deren konsumdekadenz, friedenssehnsucht und politische unwilligkeit zu militärischen und gesellschaftlichen opfern und verlusten die anwendung angemessener machtmittel verhindert. den revolutionären machtstaat dürfen keinerlei moralische oder rechtliche schranken an der ausübung und dem erhalt seines gewaltmonopols im dienste der rechtsdurchsetzung und friedenssicherung behindern. die möglichkeit effizienter und effektiver gewaltanwendung bleibt die grundlage aller notwendigen politischen konfliktlösung. eine politische und bei widerstand militärische auflösung von ghettos, no-go-areas und parallelgesellschaften krimineller strukturierung unter maßgabe der gesetze und des unteilbaren staatlichen herrschaftsanspruches wird unumgänglich werden und bleibt selbstredend ein permanenter gesellschaftspolitisch-militärischer prozeß unter verlusten.

 

wahrscheinlich ist ein übergangsstadium polyzentrischer art. nach der aufhebung des ost-west-konfliktes in den neunziger jahren des letzten jahrhunderts haben entgegen vieler vorhersagen die westlichen leitideen (demokratie, libertät, kapitalistische marktwirtschaft, etc.) vorübergehend von ihrer universalisierenden integrationskraft eingebüßt. die zunehmende politische, ideologische und wirtschaftliche organisierung der milliardenvölker asiens und des islamischen blocks weist unter machtangleichung des ostens an den westen auf eine zeitspanne politischer großraumbildung unter gleichgerichteten historisch-kulturellen weltregionen hin. indes bleiben auch die neuerlichen machtzentren an der moderne und ihrer historisch nicht mehr rückgängig zu machenden "worldrevolution of westernization" orientiert, zumal ideologische ausrichtungen zunehmend durch die faktizität (industrielle produktion, konsum, politische egalität, massenpolitisierung) modifiziert werden. globale vernetzung, ökonomisch-ökologische interdependenz und klimatisch bedingte migrationsströme werden aber auch für diese neuen großräume in ihren politisch noch an nationalstaatlichen interessen ausgerichteten organisationsformen keine konsolidierung zulassen: auch sie werden sich den angleichungsprozessen des industriellen arbeitscharakters und konsumismus ausgesetzt sehen, gesellschaftlich errodieren, politisch-inhaltlich aushöhlen, machtpolitisch sich auszehren bis zur geistig-kulturellen erschöpfung.   

gleich dem klassischen nationalstaat der moderne wird der revolutionäre machtstaat in der phase seiner ausdehnung zum planetaren imperium universalen anspruchs vorerst, d.h. in der kampf- und expansionsphase, auf einer form der einheit der prinzipien der territorialität (die grenzen als eine sich ständige ausdehnende front), der staatsangehörigkeit (als arbeitender und kämpfender polit) und der souveränität (rechts- und wehrhoheit) gründen. jene den derzeitigen nationalstaat fortschreitend einschränkenden faktoren der transnationalen migration, der multiplen jurisdiktion und kosmopolitischen normlegitimierung (seyla berhabib) wird der neue machtstaat im zuge seiner expansion im wahren sinne des wortes organisatorisch und institutionell verinnerlichen und politisch in gegebenen modifikationen global zur geltung bringen. die vom globalen kapitalismus und seiner liberalistischen und konservativen klientel betriebene privatisierung und segmentierung des öffentlichen raumes und seiner legitimationsstandarts zugunsten von ökonomischen und politischen interessengemeinschaften widerspricht dem umfassenden politischen machtanspruch des neuen, sich konstituierenden weltstaates und muß unnachsichtig bekämpft werden. es dürfen keinerlei von privatinteressen geleitete, organisierte oder kontrollierte, d.h. staats- und rechtsfreie öffentlichen räume geduldet werden. ein rechtlich geschützter privatbereich kann nach maßgabe der gesetze nur dem individuum insofern es in die rechte als ein polite gesetzt ist, zugestanden werden. jegliche privatrechtliche körperschaftliche strukturen bedürfen einer rigiden staatlichen kontrolle. eine übertragung öffentlicher aufgaben an nichtstaatliche organisationen muß ausgeschlossen werden.

karl jaspers: "technik und masse haben einander hervorgebracht. technische daseinsordnung und masse gehören zusammen".

die zukünftige moderne und das von ihr getragene neue planetare imperium werden auch weiterhin auf den beiden prämissen aller moderne, der fundamentalpolitisierung und egalisierung der massen, sowie der wissenschaftstechnischen industriellen güter- und nahrungsproduktion, basieren und diese mit hilfe neuer globaler kommunikations- und informationsmittel ausbauen. hinter die politische massenmobilisierung und die versorgung der bevölkerung mit industriellen gütern führt auch bei höchstem idealismus einzelner kein gesellschaftspolitischer weg zurück. alle unsere privaten, gesellschaftlichen und ökonomischen bindungen, verbindungen, beziehungen und tätigkeiten weisen untrüglich einen zunehmenden industriellen arbeitscharakter auf. die forschreitende industrialisierung der milliardenvölker des ostens wird dem planeten eine neue physiognomie verleihen, ihre dynamik einem stählernen pulsschlag gleich das menschengeschlecht in zunehmende bewegung zwingen. formen der lebensführung in abgegrenzten räumen und persönlicher bescheidung bleiben privatime extravaganzen einzelner und nur solange möglich, als die dynamik der sich ausdehnenden macht des weltstaates nicht auch den letzten winkel des planeten in ihren strudel mit hineingerissen hat.

der prozeß- und progreßcharakter der geschichte wird zwar weiterhin dauerhaft, aber nicht ins unendliche offen sein, sondern bleibt gleichermaßen eingeschränkt wie auch determiniert und konditioniert durch das gesellschaftspolitisch, ökonomisch, ökologisch und sozial mögliche. eine ausdifferenzierung der gesellschaft der moderne zu einer unzahl eigener, sich quasi zum autonomen hin entwickelnder wertsphären bis auf die ebene des individuellen und privatimen hinab (cornelia klinger), bleibt in der realität ein unwahrscheinliches szenario, denn der mensch als zoon politikon physei  bleibt zu seiner bedürfnisbefriedigung verwiesen und angewiesen auf die menschliche gemeinschaft und ist somit in teilen seiner selbstsetzung und -ausfaltung immer auch heteronom bestimmt.  

die vielgepriesene globale informations- und kommunikationsgesellschaft bleibt abhängig von industrieller forschung, technik und produktion und wird nur wirksam werden innerhalb der dynamik politischer massenmobilisierung. die letztlich neue ordnungsprinzipien durchsetzenden und bewahrenden physischen machtmittel werden weiterhin und auch über den derzeitigen nationalstaat hinaus in form und substanz staat sein und sowohl verwaltenden als auch militärischen arbeitscharakter besitzen. 

die drei ökonomischen sektoren der bereits industrialisierten landwirtschaft, der güterproduzierenden industrie und der zunehmend informatisch-kommunikativen dienstleistungen werden weiterhin in einen kommunikations-industriellen gesamtprozeß transformiert werden (hardt/negri), bei gleichzeitiger gesamtgesellschaftlicher und ökonomischer nivellierung sowie vorübergehender subjektiver ausdifferenzierung der gesellschaftspolitischen teilbereiche und individueller lebensentwürfe. damit einher gehen eine vielzahl ökonomischer und gesellschaftspolitischer verwerfungen des spätkapitalismus, welche bereits ausgiebig wissenschaftlich erörtert wurden (vgl. rifkin/sennett), wie z.b. arbeitskräfteüberschuß, qualifikations- und mobilitätsdruck, abfluß und aufhebung von arbeitsverhältnissen durch rationalisierung und automatisierung, arbeitslosigkeit und sozialer abstieg, kollaps von sozial- und gesundheitswesen, polarisierung von arbeit und reichtum und der hieraus resultierende politische legitimationsverlust bisheriger gesellschaftlicher eliten. das mehrfach zu beobachtende nord-süd-gefälle (arbeitsplatz-, arbeitskräfte-, kapitalströme) wird aufgehoben werden durch die im laufe des klimawandels zu erwartenden migrationsströme. ökonomische und politische herausforderungen in dieser sich abzeichnenden, quasi globalen größenordnung sind über eine privatwirtschaftliche selbstregulierung des marktes nicht mehr zu lösen - hierzu bedarf es revolutionärer politischer konzepte und einer unumschränkten machtpolitischen ausrichtung zukünftiger staatlicher organisationen in planetarem ausmaß.

im zuge der sich derzeit zur entfaltung bringenden 3. industriellen revolution, dh. der entwicklung einer hightech-wirtschaft, wird durch die notwendigkeit kooperativer interaktion auch der rhizomatische prozess (deleuze/guattari), dh. die ausbildung politischer, ökonomischer und sozialer netzwerke vorangetrieben. informationstechnik, künstliche intelligenz, robotik, nanotechnolologie und automatisation steigern die produktivität der industrie und begünstigen eine dezentralisation und deterritorialisierung von arbeit, produktion und konsum (hardt/negri) und damit deren vorläufige politische schwächung einerseits, sowie eine ausweitung und konzentration informeller macht und steuerungsherrschaft andererseits. zugleich revolutionieren die gen- und biotechnologie im verbund mit computergesteuerter automatisation auch die landwirtschaft bis hin zur ersetzung des traditionellen ackerbaus durch industrielle zellkulturen. folge sind überproduktion und arbeitslosigkeit, schwindende kaufkraft und verarmung der vom produktionsprozess ausgeschlossenen in den bisherigen industriestaaten und der masse der kleinbauern und handwerker in der dritten welt. der fortschreitende nivellierungsprozess der arbeitenden auf geminderter sozialer stufe, dh. der kollektivismus ökonomischen und sozialen abstiegs ist mitnichten der ausweitung der industriellen prinzipien, oder dem fortschritt von technik und wissenschaft anzulasten, sondern dem gewinnorientierten politisch-ökonomischen system des spätkapitalismus und seiner interessengebundenen marktwirtschaftlichen resistenz gegenüber politischen lösungsansätzen. hierzu ist festzustellen, daß neue ökonomische und soziale strukturen politisch dauerhaft nur über den revolutionären machtstaat durch- und umsetzbar sind.  

durch die politische und ökonomische mobilmachung der menschenmassen des nahen, mittleren und fernen ostens, sowie lateinamerikas bei steigendem bevölkerungswachstum, ist anzunehmen, daß trotz weltweiter ressourcenverknappung die konsumtions-produktions-spirale der technisch-industriellen und kommunikativen erschließung des planeten anhält. umwelt- und soziale verteilungsprobleme werden die kommenden politischen herausforderungen staatlicher macht sein. der kommende staat in planetarem ausmaß und mit imperialem anspruch wird ein netzwerk ökonomischer und sozialer distribution sein müssen, gestützt auf eine umfassende und notfalls uneingeschränkte rechts- und gewaltmacht. das ökologische moment wird angesichts der politischen und ökonomischen emanzipation der massen zwangsläufig weiterhin im zweiten treffen stehen. wo seine beachtung dringlichkeit erfordert, kann es nur der machtstaat sein, welcher politisch in der lage ist und über die zwangsmittel verfügt, korrigierend und erhaltend im sinne von nachhaltigkeit einzugreifen. der anarchie des verteilungskampfes und dem unkontrollierten raubbau an den natürlichen ressourcen kann nur ein planwirtschaftlicher machtstaat einhalt gebieten - jeder staatsfreie raum ist notwendigerweise rechtsfreier raum.

 

denkbar ist eine ablösung der kapitalistischen marktwirtschaft auf lokaler ebene durch arten der eingeschränkt selbstverwalteten gemeinwirtschaft und übergeordnet durch planwirtschaftliche konzepte der staatsmacht unter hinzuziehung sozialer netzwerke und ngos. unter der ungeschmälerten kontrolle der staatsmacht verbleiben energieversorgung, wasser- und forstwirtschaft, verwaltung, bildung und gesundheit, infrastruktur und verkehr, städte- und wohnungsbau, sicherheit, polizei und armee, sowie die grundsicherung der lebensnotwendigkeiten der bevölkerung. eine organisatorische zerschlagung multinationaler großkonzerne und eine rigide kontrolle der finanzmärkte sind voraussetzung planwirtschaftlicher politik im globalen maßstab. die bereits fortschreitende reduktion der massenbeschäftigung in der privatwirtschaft (rifkin), dh. der niedergang der massenerwerbsarbeit als bisheriger basis gesellschaftlicher produktion und konsumtion bedingt die auflösung der verknüpfung von erwerbsarbeit und einkommen und eine neuerliche distribution von arbeit, gütern und dienstleistungen nach dem prinzip der notwendigkeit. möglich sind staatliche grundsicherungen und damit verbunden die verpflichtung zur sozialen arbeit im nonprofit-sektor. insgesamt wird die massenmobilisierung durch staatliche dienstpflichten zur grundlage gesellschaftlichen lebens avancieren und heutige markt- und privatwirtschaftliche strukturen ablösen. die möglichkeit der duldung lokaler ökonomischer strukturen muß ins auge gefasst werden - inwieweit sich dezentralisation bzw. deterritorialisierung von arbeit und produktion und gegenläufige bevölkerungskonzentration in den megapolen und ihrem umland aufheben oder fortentwickeln, bleibt abzuwarten. unabdingbar bleibt die uneingeschränkte rechtlich einheitliche ausrichtung der gesellschaft und das politische gewaltmonopol der staatsmacht.   

forschung und wissenschaft, technik und industrie werden als einheit von denken und tat weiterhin im dienste des fortschritts und einer wachsenden ausschöpfung und erweiterung menschlicher lebensqualität und individueller lebensgestaltung stehen. die dynamik und beschleunigung dieses weltweiten prozesses einer zunehmenden angleichung der lebensverhältnisse aufgrund der durch die kommunikations- und informationsrevolution ausgelösten, durchaus berechtigten erwartungshaltungen aufstrebender milliardengesellschaften, wird jeden gleichgewichtszustand und jegliche stabilität in politik, gesellschaft und ökonomie negieren und alle menschlichen sicherheiten fortgesetzten relativierungen unterwerfen. ein zukünftiger zustand global sich an- und ausgleichender lebens- und machtstandarts kann nur durch das politische system eines weltstaates und eine von diesem gesetzte umfassende planwirtschaft geleistet werden. die notwendigkeit einer nachhaltigen land-, wasser- und forstwirtschaft, des umstiegs auf erneuerbare energieträger und sinnvoller ausbeutung von bodenschätzen und deren recycling einerseits sowie eine mildernde steuerung des hedonistischen konsumverhaltens der individuen andererseits erfordern eine zentral gelenkte forschungs- und wissenschaftsplanung und eine technologische organisation in planetarer ausdehnung. das politische system bleibt die grundlage aller wissenschaftlichen und technischen entwicklung und damit weisungsbefugt bei deren planungen, ausführungen, förderungen und zielsetzungen. der hierbei notwendige zwang zum rationalen und vernünftigen ökonomischen und technischen denken und handeln im bewußtsein zukünftiger ordnungsstrukturen kann keinen beliebigen politischen diskussionsgegenstand abgeben, sondern muß im vernunftbestimmten diskurs unter anleitung der staatsmacht als eine unabdingbare notwendigkeit vollzogen werden. hierbei ist von einer schonungslosen wissenschaftlichen analyse und stringenten politischen anerkennung der realitäten als negative bedingung auszugehen. die rationale planung hat einer vernünftigen und realistischen antizipation der verbleibenden möglichkeiten unter weiterer politischer zielsetzung gesamtgesellschaftlicher wohlfahrt und zunehmender geistiger erhellung des menschengeschlechtes zu erfolgen (eine "aufgeklärte utopie" im sinne von g.picht). die hierfür notwendigen funktional-planungstechnischen und politisch-institutionellen voraussetzungen sind abhängig von der überwindung der eigenständigen territorialstaaten wie auch deren supranationalen organisationen und bedürfen somit der planetaren ausweitung eines kollektiven gesellschaftspolitischen bewußtseins und des revolutionären machtstaates.

räumliche strukturierung wird sich an den erfordernissen der verbleibenden ressourcen, landwirtschaft, industrie und verkehr, sowie vorerst auch an militärstrategischen gesichtspunkten auszurichten haben.

zukünftige räumliche herrschaft wird im zeitalter der megapolen und massenströme von mensch und verkehr weiterhin durch urbane strukturen geleistet, deren verwaltungs-, wirtschafts-, kommunikationsprinzipien auch das flache land bis in die entlegensten winkel durchdringen und prägen werden. der vom menschen besiedelte teil der erde wird ein wachsendes netzwerk der urbanität ausbilden, da bei fortschreitender verödung und versteppung gemäßigter klimazonen die menschenströme in die verbleibenden räume gelenkt und strukturiert werden müssen. hierbei stehen die versorgung mit wasser, nahrung, wohnraum, gebrauchs- und kulturgütern im vordergrund. der massenmoloch der megapolen muß entflochten werden zugunsten einer fortschreitenden urbanitätsdichte mittlerer bis großer räume. am ende dieser nur durch zentrale staatliche lenkung möglichen und notwendigen urbanisierung aller verbleibenden räume wird eine planlandschaft stehen, deren quasi-industrielle wirtschafts-, verkehrs- und wohnstrukturen keine ländlichkeit im hergebrachten sinne mehr zulassen. die städte als schnitt- und stützpunkte von politik, verwaltung, industrie, handel und verkehr werden ausgangs- und endpunkt aller menschlichen entfaltungsmöglichkeiten sein. sie allein werden relevanter raum des alltagslebens, der persönlichen mobilität, der politischen mobilisierung sein.

die urbanen großräume werden territorien gleichen und beständig wachsende netzwerke von produktion und information, verkehr und infrastruktur, administration und politischer öffentlichkeit, information und kommunikation ausbilden - ihre konstituierenden sind die masse und deren bedürfnisbefriedigung. solche territorien der konzentration und fluktuation von mensch, ware und information ist ein raum permanenter bewegung, veränderung und ausdehnung (u.u. auch ein raum zeitweiser schwerpunktverlagerungen ökonomischen und gesellschaftlichen lebens) . seine umrisse werden zeitweise amorph anmuten, pulsieren, im zu- und abfluß der ströme liquide formen präferieren. um so wichtiger wird eine infrastrukturelle gliederung und räumliche ausbildung unter rein funktionalen und staatspolitischen zielsetzungen. oberstes ziel der staatsmacht muß neben der organisation und versorgung der bevölkerung deren konsequente befriedung werden. hierzu müssen die baulichen strukturen in weiten teilen gleichförmig, transparent und räumlich großzügig angelegt sein, sie müssen neben ökonomischer funktionalität auch den polizeilich-militärischen erfordernissen genügen. der kontrolle der infrastruktur, der energieversorgung, der informationsübermittlung sowie der möglichkeit schnellen zugriffs auf zentrale punkte der urbane muß besondere aufmerksamkeit geschenkt werden.

 

gleich der verlagerung des moralischen auf das politisch, sozial und ökonomisch faktische, wird auch die bedeutung der inhalte zunehmend einer identitätsstiftung durch form und ästhetik weichen.

die neue architektur muß zeugnis geben von der klarheit des den machtstaat leitenden geistes, der kühnheit des menschlichen denkens und der macht zukünftiger taten. kalt, gleißend, glatt und hell sollen ihre manifestationen in beton, stahl, glas und stein sein, geprägt von funktionalität und schlichter ästhetik. wir müssen uns verabschieden vom musealen jahrmarkt vergangener jahrhunderte, von privatimer verspieltheit, von der dach- und schrebergartenidylle, der balkon- und vorgartenromantik. wir brauchen breite straßen und boulevards, geometrische strukturen, helle, lichtdurchflutete räume, großzügige hygiene, öffentliche foren, parks, sportstätten, arenen, bühnen, akademien, bibliotheken und galerien, keine museen als anhäufungen alten plunders, keine finsteren katakomben und halbdunkle hinterhöfe. allem soll der atem industrieller dynamik und zielgerichteter bewegung entströmen. bei zunehmender auflösung der familie als gesellschaftliche grundeinheit zugunsten des vereinzelten individuums in wechselnden mehr oder minder flüchtigen beziehungsgeflechten kann der individuelle wohnraum auf ein minderes maß reduziert werden. die wohnung wird im zuge der gesellschaftlichen mobilisierung eines jeden vorrangig schlaf-, koch- und hygienestätte werden. das freizeitleben - welches ohnehin bereits industriellen arbeitscharakter besitzt - wird sich zunehmend im öffentlichen raum abspielen, weshalb großzügige öffentliche architektur die volle bewegungsfreiheit von geist und gliedern gewährleisten muß. 

die weitere entwicklung ländlicher räume und strukturen wird abhängen vom ausmaß der klimatischen veränderungen und dem bevölkerungswachstum. fortschreitende verödung weiter landstriche afrikas und asiens und die damit einhergehende landflucht können bereits festgestellt werden. die verbleibenden ländlichen räume bleiben vorerst notwendigerweise ressourcenlieferanten und somit von landwirtschaft, handwerk, kleinhandel und kleinindustrie geprägt. vorauszusehen ist eine weitere kommunikative durchdringung, infrastrukturelle erschließung und auch urbanisierung ländlicher räume. auch hier ist bevölkerungsverdichtung durch wanderbewegungen und menschenströme aus verödeten regionen oder durch geordneten abzug von bevölkerung aus den elendsgürteln der megapolen  anzunehmen und zu erstreben.

der ländliche raum wird vorerst von gemindertem politischen status bleiben, es werden sich hier auch in naher zukunft rudimentäre nischen politischer, ökonomischer oder religiöser art erhalten können, welche aber durch die zu erwartende verzehrende dynamik einer zunehmenden nivellierung der individuen und der gesellschaft unter dem industriellen arbeitscharakter aller beziehungen sowie durch den modernisierenden ausgriff der staatsmacht zusehends aufgerieben werden - wobei der neue staat hierbei sein besonderes augenmerk auf eine politische und gesellschaftliche stärkung der jugend und der frauen sowie die schwächung und zersetzung familiärer, sippengebundener oder gar tribaler strukturen legen muß.

der zukünftige planetare machtstaat wird eine rigide umwelt-, bevölkerungs- und wirtschaftspolitk betreiben müssen. eine nachhaltige ressourcenausbeutung und -wiederherstellung mit vorrang der energie-, agrar-, forst- und wasserwirtschaft, sowie ein aufhalten des ungeregelten bevölkerungswachstums bedürfen planwirtschaftlicher organisation und der damit verbundenen möglichkeiten staatlicher zwangsmittel. das scheitern bisheriger planwirtschaftlicher konzepte schuldete sich vorrangig den durch nationale einengung und ideologische borniertheit erhöhten ausgaben für rüstung und innere repressionsapparate auf kosten der konsumgüterproduktion. dieses problem wird den neuen weltstaat nach abgeschlossener expansion in abnehmenden maße behindern. eine rationale wissenschaftlich-technische organisation der wirtschaft wird bei bei politischer egalisierung der massen und befriedigung des konsumbedürfnisses gute chancen einer umfassenden akzeptanz erlangen. wichtig werden wird ein politischer ausgleich zentraler und regionaler lenkung, sowie die einordnung der neigungen des individuums als persönlichkeit in die allgemeine arbeitsgesellschaft.  

der mensch der zukunft wird bei zunehmender gelebter individualität einer verstärkten vereinzelung anheimfallen. urbane und ökonomische nomadisierung, das leben in den virtuellen räumen des internets, die projektbezogene arbeitswelt mit zeitlich und fachlich begrenzten tätigkeiten, sich angleiche ausrichtung der geschlechter, konsumismus, neue gesellschaftliche subjektivitäten und singularitäten sowie technologische metamorphosen (hardt/negri), zunahme flexibler, dynamischer lebensweisen und die gesellschaftlichen und politischen anpassungszwänge des modernen kosmopolitismus, welcher alles inhomogene zu negieren sucht, werden die konsumegalisierten individuen den hergebrachten gesellschaftlichen bezugssystemen der familie, sippe, gemeinde etc. entfremden und entreissen. es ist anzunehmen, daß diese fortschreitenden fragmentierungen die masse der menschen zuvorderst auf absehbare zeit in den status konsumbereiter heloten herabdrücken wird. dieses vorläufige moderne helotentum wird sich nicht wie in der antike durch politische ungleichheit  oder mindere rechte, sondern durch materielle und geistige beliebigkeit, indifferenz und austauschbarkeit von inhalten bei zunehmender komplexität der strukturen definieren. das zukünftige moderne helotentum und sein nivellierender konsumhedonismus wird, was politische dynamik, gesellschaftliche bindungslosigkeit und geistige offenheit angeht, u.u. nicht die schlechteste manövriermasse innerhalb der planetaren mobilmachung des revolutionären weltstaates abgeben.   

der zukünftige neomoderne machtstaat wird innerhalb der sozialen, ökonomischen und kommunikativen systeme die noch verbliebenen trennungen von staat und gesellschaft zunehmend nivellieren und aufheben. hierbei forciert und beschleunigt er lediglich eine gesellschaftspolitische entwicklung, welche bereits die moderne industriegesellschaft des 19.jh. einleitete und kennzeichnete (freyer/gehlen). war dieser prozeß bisher durch gegenseitige durchdringung von staatlicher verwaltung und gesetzgebung einerseits und gesellschaftlichen organisierten großgruppen wie parteien und verbänden andererseits gekennzeichnet, liegt heute aufgrund der kommunikativen atomisierung und der individuellen lebensführung großer bevölkerungsteile die annahme nahe, daß bei schwund der macht von organisierten gesellschaftlichen kräften, der staat den letzten schritt einer aufhebung gesellschaftlicher bereiche außerhalb seiner selbst aufgrund seines anspruches auf universalität und durch eigene machtvollkommenheit tätigen wird. der zukünftige machtstaat wird in letzter konsequenz machtpolitisch auf alle gesellschaftliche bereiche ausgreifen und alle ökonomischen, sozialen, kulturellen und menschlichen ressourcen seiner uneingeschränkten verfügung zu unterstellen suchen: der bereits bestehende soziale verteilungs- und kontrollstaat wird sich zum nahezu unumschränkten konfiskations- und distributionsstaat entwickeln müssen, um eine wachsende weltbevölkerung auf sich verringernder lebensfläche mit nahrungs- und konsumgütern zu versorgen, politisch zu organisieren und rechtsstaatlichen prinzipien unterzuordnen. die politische partizipation der individuen wird sich innerhalb der massenorganisationen der staatlichen macht, der verwaltung und bürokratie entwickeln. es ist anzunehmen, daß für das individuum innerhalb des ihm verbleibenden privatbereiches die veränderungen vorerst geringer ausfallen werden, als angesichts eines sich etablierenden machtstaates von vielen menschen befürchtet werden mag, steht der mensch der industriellen moderne doch bereits seit zwei jahrhunderten unter zunehmender entfremdung und herrschaft durch den akkumulierenden technischen arbeitsprozeß und arbeitsplanung, bildungs- und kommunikationszwang, spezialisierungstendenzen und politische konformität, ökonomische rationalisierung und kulturelle vermassung.  

der revolutionäre machtstaat der neomoderne wird trotz seines universalen anspruchs und auch bei planetarer ausdehnung keine aus bloßer summierung resultierende multikulturelle gesellschaft bilden, befördern oder auf dauer tolerieren können - solches verbieten gleichermaßen seine rationalen grundlagen als auch sein unumschränkter staatlicher machtanspruch. gemäß der historischen und gegenwärtigen politischen erfahrungen neigt der multikulturalismus in seinen praktizierten ausprägungen zu gesellschaftlicher segmentierung und befördert die bildung von parallelgesellschaften und irrationalistischer reaktionärer subkulturen unter dem deckmantel von religionsfreiheit und nationalkulturellem brauchtum bis hin zur etablierung rechtsfreier räume und von staatlicher macht nur schwer kontrollierbarer urbaner areale. indes kann der revolutionäre machtstaat keine sphäre und keinen raum, sie seien öffentlich oder privat, organisiert oder zufällig sich bildend, außerhalb seiner politischen und rechtlichen zugriffshoheit dulden.

der zukünftige weltstaat bedarf zur integration der vorerst noch in irratonalismus und konsumhedonismus befangenen gesellschaftlichen massen eines neuen, übergeordneten kulturbegriffes, welcher unzweifelhaft auf rationalität gegründet sein wird. es ist eine kulturpolitische übergangsphase denkbar, in welcher der neue machtstaat im wechselspiel von moderation und autorität z.b. unter vorläufiger betonung des ohnehin etablierten konsumismus der spätkapitalistischen weltwirtschaft die massen im sinne seiner zielsetzungen politisieren und den irrationalismen und nationalkulturellen verirrungen zu entwinden suchen wird. eine zentrale rolle muß hierbei die übergeordnete idee notwendigen fortschreitens des menschengeschlechtes zu rationalem denken, emotionaler beherrschung und anpassung an politische, ökonomische und ökologische veränderungen globalen ausmaßes sein. es gibt keine vernünftige und auf dauer praktikable alternative zum rationalen technokratischen weltstaat, zur planwirtschaftlichen ökonomie und ökologie und zur politischen und rechtlichen nivellierung der massen. auch die erstrebte einheitliche verwaltung und rechtsprechung, mediale massenkommunikation und industrielle ökonomie, wehr-, dienst- und arbeitspflicht werden die angestrebte homogenisierung der gesellschaft in richtung neuer kultureller einheit zu befördern haben.

die sich bis in ihre tiefsten schichten verändernde moderne urbane industrie- und kommunikationagesellschaft wird auch alle bisherigen traditionellen familien- und elternschaftsstrukturen, sowie unsere reflexion derselben, einem grundlegendem wandel unterwerfen. die fortschreitende individualisierung und nivellierung aller zwischenmenschlichen beziehungen läßt vermuten, daß auch die traditionelle westliche kernfamilie zunehmender erosion und auflösung anheimfällt und zusehends in neue formen einer menschlichen temporär begrenzten vernetzung nach individuellen interessenszielsetzungen als formen gesellschaftlich anerkannten zusammenlebens übergehen wird. ferner wird die stärkung der ökonomischen und politischen rolle der frauen, sowie die fortschreitende technisierung und reduzierung individueller privater haushaltung, diesen bei der kinderaufzucht zunehmende unabhängigkeit von der institution der ehe und dem traditionellen familienverband gewährleisten. zu überlegen wäre auch eine breiter angelegte allgemeine staatliche erziehungsaufzucht bereits nach dem säuglingsalter (alexandra kollontaj). die gesetzlich festgestellte und rechtlich definierte ehebeziehung wird ebenso wie die noch übliche kernfamilie als ein relikt der bürgerlichen gesellschaft und ihres romantizismus im neuen planetaren weltstaat als in der praxis überholt abgeschafft werden müssen. das zusammenleben von geschlechtspartnern definiert sich nur noch im faktischen vollzug und ist für den staat der neomoderne nur in bezug auf die aufzucht und erziehung der kinder, sofern aus einer solchen verbindung hervorgegangen, von belang: d.h. einzig der status der kinder ist bis zur volljährigkeit durch den staat rechtlich zu definieren und gesetzlich zu regeln. im kern bleibt nur die naturbedingt vorteilhafte mutter-kind-beziehung im säuglingsalter weitgehend von staatlichem zugriff unberührt. das verhältnis des kindes zum vater (welcher aus sicht des staates lediglich in seiner erzeugerschaft von bedeutung zeichnet) und ab dem schulpflichtigen alter auch zu seiner mutter wird zunehmed der staatlich geordneten, geleiteten und verantworteten erziehung untergeordnet werden. der staat hat die pflicht und das berechtigte interesse, die rechte des kindes auf bestmögliche erziehung und ausbildung seiner fertigkeiten (durch vorschule, schule, ausbildung, studium) zu gewährleisten, um jeden heranwachsenden zu einem vernunftgeleiteten individuum heranzubilden, welches befähigt ist, als vollwertiges glied der gesellschaft selbständig seine subsistenz zu bestreiten, sowie als rechtsperson und polit seinen pflichten gegenüber gesellschaft und staat nachzukommen (hegel). hierbei wird es unumgänglich sein, die rechte des kindes und jugendlichen in verschiedenen bereichen (namensgebung, ausbildung, vormundschaft, volljährigkeit, erbrecht, usw.), vorrangig in hinsicht auf die erstrebte auflösung des familienverbandes zugunsten einer nivellierten struktur zukünftiger arbeitsgesellschaft gesetzlich zu heben und zu stärken, was auch durch die interessen des technokratisch-miltärischen machtstaates geleitet sein muß (z.b. arbeits-, wehr- und dienstpflicht).

ausgelöst durch die kulturelle nivellierung der massen wird der zwang der "aufmerksamkeitsökonomie" (georg franck) die individuen zwecks selbstdarstellung und -behauptung, sowie im zuge steigenden leistungsdrucks und notwendiger teilhabe am übergeordneten und allgemeinen zunehmend in die zonen virtueller und realer öffentlichkeit zwingen, wodurch alles freizeitverhalten fortschreitend den leistungs- und äußerungsprinzipien der industriegesellschaft unterworfen werden wird. zum "arena-prinzip" der "massenkultur des 20.jhs."  hat sloterdijk bereits erhellendes gesagt. indes greift er für das zukünftige zu kurz, wenn er das agonale prinzip der arena einzig dem "gewaltvoyeurismus" der massen unterordnet, denn der revolutionäre kampf- und machtstaat wird in der phase seiner ausdehnung und konsolidierung eine einzige wachsende arena agonaler mobilisierung einer sich ausdehnenden front darstellen müssen, in welcher alles: arbeit und freizeit, bildung und sport, muße und pflicht, sexualität und restmenschliche beziehungen den agonalen prinzipien unterworfen sein muß, wobei auch die grenzen einer abgestuften teilhabe am kampfgeschehen und damit die zone jener verbleibenden sicherheit, welche heute noch die masse der zuschauer vom äußersten einsatz abschirmt und gütlich behütet, aufgehoben werden. hierbei bewegen wir uns in einem stadium des übergangs der individuen vom konsumhedonistischen heloten zum kämpfenden politen und der libertär-kapitalistischen massen zur strukturierten heeresordnung im dienste planetarer staatlicher prinzipien. der von sloterdijk konstatierte heutige "gewaltvoyeurismus" wird somit übergehen in allgemeine "ausscheidungskämpfe bis zum tode" und ausnahmslos alle menschen zu einer permanenten energieentfaltung sine missione bis zum völligen verzehr anregen. 

(wird fortgesetzt)

saat des kadmos:

wagen wir ein gedankenspiel zur möglichkeit zukünftiger neomoderne, welches gleichermaßen gewagt wie möglich und dem kühnen geist u.u. sogar wünschenswert in seiner experimentellen erschließung erscheint. wie selbstverständlich gehen wir vom fortbestand der heutigen menschheit, der species des homo sapiens sapiens als dem träger zukünftiger planetarer ordnung aus. indes macht der wissenschaftliche fortschritt in gentechnologie, neurobiologie und klonforschung es durchaus denkbar, daß wir - sei es durch zufällige mutation oder gezielte züchtung - eines tages einem neuen menschen gegenüberstehen, welcher sich uns nur in einigen eigenschaften (wie z.b. bakterieller resistenz ) überlegen zeigen muß um durch selektiven vorteil zu bestehen. interessanter für den zukünftigen planetaren machtstaat wäre allerdings eine zielgerichtete züchtung auch in richtung psychischer und intellektueller fähigkeiten neben physischer baständigkeit und belastbarkeit. der drachensaat des kadmos gleich könnte durch klonung des ergebnisses ein heer von mit identischen merkmalen ausgestatteten spartiaten, perfekter krieger und arbeiter hergestellt werden, ebenso militärsklaven, gladiatoren, arbeitsmenschentiere für gefahrvolle arbeiten, amazonen in bisher unerreichter wildheit oder gar titanengestalten mit überlegenen denkfunktionen und geminderten emotionen. das alles mag heute noch phantastisch und irreal anmuten, aber es liegt im bereich des denkbaren und muß in unser in die zukunft weisendes kalkül aufgenommen werden. eine völlig neue menschenspecies ist denkbar geworden, unabhängig von den fehlgeschlagenen großexperimenten des zwanzigsten jahrhunderts, durch umerziehung und millieuveränderungen zu brauchbaren ergebnissen zu gelangen. ob eine solche perspektive für den heutigen menschen wünschenswert ist, sei dahingestellt - die möglichkeit ihrer zunehmenden realisierung ist bei fortlaufender entwicklung der wissenschaft unabweisbar.